Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) wie Chlamydien oder Gonorrhoe verlaufen häufig ohne erkennbare Symptome, können jedoch unentdeckt und unbehandelt schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Dazu gehören chronische Beckenentzündungen, Komplikationen in der Schwangerschaft wie Frühgeburten sowie ein erhöhtes Risiko für weitere sexuell übertragbare Infektionen. Dieser Artikel beleuchtet, welche Risiken mit unbehandelten STIs verbunden sind, wie Sie sich effektiv schützen und Infektionen rechtzeitig erkennen können.
Inhaltsübersicht
- Was sind sexuell übertragbare Infektionen und wie werden sie übertragen?
- Warum bleiben viele sexuell übertragbare Infektionen unbemerkt und behandelt?
- Was passiert, wenn eine STI nicht behandelt wird?
- Ausgewählte sexuell übertragbare Infektionen und ihre spezifischen Folgen
- Wie kann ich mich vor sexuell übertragbare Infektionen schützen? – 7 essentielle Tipps
- Wo kann ich mich auf eine sexuell übertragbare Infektion testen lassen?
- Wann sollte ich mich auf eine sexuell übertragbare Infektion testen lassen?
- Zusammenfassung
Was sind sexuell übertragbare Infektionen und wie werden sie übertragen?
Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) sind Infektionen, die durch sexuelle Kontakte übertragen werden und weltweit ein bedeutendes Gesundheitsproblem darstellen. Sie werden nach den auslösenden Erregern in drei Hauptgruppen eingeteilt: bakterielle Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) und Syphilis; virale Infektionen wie HIV, HPV (Humane Papillomaviren), Herpes genitalis und Hepatitis B; sowie parasitäre Infektionen wie Trichomoniasis. Die Übertragung erfolgt in der Regel durch ungeschützten vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehr, kann aber auch durch engen Hautkontakt oder durch gemeinsam genutzte Sexspielzeuge erfolgen. Auch eine Übertragung bei der Geburt von der Mutter auf das Kind ist bei manchen STIs möglich (Mayo Clinic, 2023).
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Warum bleiben viele sexuell übertragbare Infektionen unbemerkt und behandelt?
Viele sexuell übertragbare Infektionen bleiben oft unerkannt und unbehandelt, da sie häufig keine oder nur unklare Symptome verursachen. Manche STIs können erst nach Jahren zu Symptomen führen. Mangelnde Aufklärung über sexuell übertragbare Infektionen kann dazu führen, dass unspezifische Beschwerden wie leichter Juckreiz oder ungewöhnlicher Ausfluss falsch eingeschätzt oder ignoriert werden. Darüber hinaus trägt die gesellschaftliche Stigmatisierung dazu bei, dass viele Menschen zögern, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. In einigen Fällen erschwert der eingeschränkte Zugang zu Gesundheitsdiensten oder finanzielle Hürden eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung (WHO, 2024).
Was passiert, wenn eine STI nicht behandelt wird?
Unbehandelte sexuell übertragbare Infektionen können erhebliche gesundheitliche Schäden an unterschiedlichen Stellen des Körpers verursachen, die auf entzündlichen Prozessen beruhen. Diese entstehen einerseits durch die direkte Schädigung des Gewebes durch die Erreger der STI selbst und andererseits durch die Immunreaktion des Körpers, der versucht, die Infektion zu bekämpfen. Diese Entzündungen sind der Hauptgrund für viele der akuten und langfristigen Folgen von sexuell übertragbaren Infektionen. Die nachfolgende Übersicht zeigt die allgemeinen Folgen, bevor anschließend die Auswirkungen einzelner Infektionen thematisiert werden.
Überblick: Kurzfristige und langfristige Folgen von STIs
Kurzfristige Folgen/ Symptome | Langfristige Folgen |
Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen Ungewöhnlicher Ausfluss Juckreiz, Rötungen oder Bläschen im Genitalbereich Geschwollene Lymphknoten, vor allem in der Leistenregion | Chronische Entzündungen bis hin zur Unfruchtbarkeit Erhöhtes Risiko für HIV und andere Infektionen Schwangerschaftskomplikationen wie Frühgeburten oder Infektionen des Neugeborenen Systemische Ausbreitung mit möglichen Organschäden Erhöhtes Krebsrisiko |
Wichtig: Die Übertragung auf andere Personen ist ebenfalls eine wesentliche Gefahr von sexuell übertragbaren Infektionen. Die Infektion kann leicht auf Sexualpartner:innen und bei der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden. Das frühzeitige Erkennen und die richtige Behandlung sind entscheidend, um akute Beschwerden sowie langfristige Komplikationen zu verhindern und sowohl sich selbst als auch andere zu schützen (YaleMedicine, 2024).
Ausgewählte sexuell übertragbare Infektionen und ihre spezifischen Folgen
Chlamydien:
Chlamydien sind eine der häufigsten bakteriellen sexuell übertragbaren Infektionen, verursacht durch Chlamydia trachomatis. Etwa 70 % der infizierten Frauen und 50 % der Männer zeigen keine Symptome. Das Fehlen von offensichtlichen Beschwerden trägt dazu bei, dass die Infektion häufig unentdeckt bleibt (WHO, 2024). Langfristige Folgen sind:
- Bei Frauen: Beckenentzündungen, Unfruchtbarkeit und ein erhöhtes Risiko für Eileiterschwangerschaften.
- Bei Männern: Entzündungen der Nebenhoden (Epididymitis), die Schmerzen und in seltenen Fällen Unfruchtbarkeit verursachen.
Gonorrhoe:
Gonorrhoe, auch bekannt als Tripper, wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae verursacht. Etwa 50–80 % der infizierten Frauen und 10–15 % der Männer haben keine Symptome, was die Diagnose erschwert (NHS, 2024). Langzeitfolgen ähneln denen von Chlamydien und umfassen:
- Bei Frauen: Beckenentzündungen, erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit und Eileiterschwangerschaften. Bis zu 40 % der Frauen mit unbehandelten Chlamydien oder Gonorrhoe entwickeln eine entzündliche Beckenerkrankung (Deal et al., 2004).
- Bei Männern: Nebenhodenentzündungen, die in seltenen Fällen Unfruchtbarkeit verursachen können.
- Gelenkentzündungen (Gonokokkenarthritis), wenn das Bakterium in den Blutkreislauf gelangt.
- Augeninfektionen bei Neugeborenen, die während der Geburt infiziert werden.
Syphilis:
Syphilis ist eine bakterielle sexuell übertragbare Infektion, verursacht durch Treponema pallidum. Die Erkrankung verläuft in mehreren Stadien, wobei frühe Symptome wie schmerzlose Geschwüre (Primärstadium) und Hautausschläge (Sekundärstadium) oft unauffällig sind (NHS, 2022). Langfristig kann Syphilis schwerwiegende Folgen haben:
- Schäden an Herz und Blutgefäßen
- Schwere neurologische Komplikationen wie Neurosyphilis
- Knochenschäden und Gelenkbeschwerden
- Erhöhtes Risiko für Fehl- oder Totgeburten bei Schwangeren
Herpes genitalis:
Herpes genitalis wird durch das Herpes-simplex-Virus (HSV), meist HSV-2, verursacht. Nach der Erstinfektion bleibt – schlummert – das Virus lebenslang im Körper und kann phasenweise immer wieder ausbrechen (NHS, 2023). Langfristige Folgen sind:
- Wiederholte Ausbrüche mit schmerzhaften Bläschen
- In seltenen Fällen: Komplikationen wie Hirnhautentzündungen oder eine Ansteckung des Neugeborenen bei der Geburt
HPV (Humane Papillomaviren):
HPV-Infektionen verlaufen in den meisten Fällen harmlos und heilen bei etwa 90 % der Betroffenen innerhalb von zwei Jahren von selbst ab. Die Art der möglichen Komplikationen hängt jedoch stark vom Virustyp ab. Niedrigrisiko-Typen können beispielsweise Genitalwarzen verursachen, während Hochrisiko-Typen mit schwerwiegenden Folgen haben können, wie (CDC, 2023):
- Zellveränderungen (Dysplasien) in Gebärmutterhals, Anus oder anderen Schleimhäuten, die unbehandelt zu Krebs führen können.
- Gebärmutterhalskrebs (in über 99 % der Fälle durch HPV verursacht).
- Analkrebs (etwa 90 % der Fälle durch HPV verursacht).
- Krebs im Mund-Rachen-Bereich (30–70 % der Fälle stehen im Zusammenhang mit HPV).
- Peniskrebs (etwa 50 % der Fälle durch HPV verursacht).
HIV (Humanes Immundefizienz-Virus):
HIV ist ein Virus, das das Immunsystem angreift und unbehandelt zur Immunschwächekrankheit AIDS führt. Die ersten Symptome sind oft mild und unspezifisch, wie Fieber, Müdigkeit oder Hautausschlag oder sie fehlen ganz. HIV kann jahrelang verborgen bleiben, bevor Symptome auftreten (Mayo Clinic, 2024). Zu den langfristigen Komplikationen zählen:
- Immunschwäche, die den Körper anfälliger für Infektionen wie Lungenentzündung, Tuberkulose oder Pilzinfektionen macht.
- Chronische Entzündungen, die Organschäden und Herz-Kreislauf-Probleme wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle auslösen können.
- Erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten.
- Neurologische Komplikationen wie HIV-assoziierte neurokognitive Störungen (HAND), Demenz oder Nervenschäden.
Wie kann ich mich vor sexuell übertragbare Infektionen schützen? – 7 essentielle Tipps
- Regelmäßige STI-Tests: STI-Tests sind essentiell für die Prävention und frühzeitige Erkennung von Infektionen, insbesondere da viele STIs symptomlos oder mit unspezifischen Beschwerden verlaufen. Regelmäßige Tests ermöglichen es, Infektionen frühzeitig zu diagnostizieren, bevor sie gesundheitliche Schäden verursachen oder auf andere Personen übertragen werden.
- Schutzmaßnahmen: Kondome und Lecktücher bilden eine physische Barriere, die den Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten und Schleimhäuten verhindert. Allerdings schützen Kondome nicht vor allen STIs, weshalb regelmäßige Tests als zusätzliche Maßnahme besonders wichtig sind.
- Impfungen:Impfstoffe gegen bestimmte STIs, wie HPV und Hepatitis B, bieten wirksamen Schutz vor schwerwiegenden Komplikationen.
- Offene Kommunikation: Sprechen Sie offen mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin über Ihre sexuelle Gesundheit und mögliche Risiken.
- Vermeidung von Risikoverhalten:Der Verzicht auf ungeschützten Geschlechtsverkehr und die gründliche Reinigung von Sexspielzeugen minimieren das Risiko einer Ansteckung.
- Behandlung bestehender Infektionen: Lassen Sie sich bei einem Verdacht auf eine STI umgehend behandeln, um Komplikationen zu vermeiden und die Weiterverbreitung zu verhindern. Informieren Sie auch aktuelle und ehemalige Sexualpartner:innen, damit diese sich ebenfalls testen und gegebenenfalls behandeln lassen können.
- Verzicht auf Alkohol und Drogen vor dem Sex: Der Konsum von Alkohol und Drogen kann die Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigen und das Risiko für ungeschützten Geschlechtsverkehr erhöhen.
Wo kann ich mich auf eine sexuell übertragbare Infektion testen lassen?
In Deutschland können STI-Tests bei Haus- oder Fachärzten (z. B. Gynäkologen, Urologen), Gesundheitsämtern und Beratungsstellen durchgeführt werden. Selbsttests für zu Hause sind ebenfalls erhältlich. Im Rahmen von Routineuntersuchungen, etwa während der Schwangerschaft oder bei Risikogruppen, werden STI-Tests häufig standardmäßig angeboten.
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Vollständiger STI-Test
€99,00 -
HPV Test – Frau
€79,00 -
Chlamydientest
€45,00
Wann sollte ich mich auf eine sexuell übertragbare Infektion testen lassen?
Ein STI-Test ist ein wichtiger Schritt, um Ihre Gesundheit und die Ihrer Sexualpartner:innen zu schützen. Sie sollten einen Test in Erwägung ziehen, wenn einer der folgenden Punkte auf Sie zutrifft
- Vor Beginn einer neuen sexuellen Beziehung
- Nach ungeschütztem Sex (nach 2–4 Wochen Inkubationszeit)
- Einmal jährlich für sexuell aktive Personen
- Alle 3–6 Monate bei häufig wechselnden Partnern oder in Risikogruppen
- Bei Symptomen wie ungewöhnlichem Ausfluss, Schmerzen oder Juckreiz
- Während der Schwangerschaft (standardmäßig bei Vorsorgeuntersuchungen)
Quelle: CDC, 2024
Zusammenfassung
Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) sind weit verbreitet und bleiben häufig unerkannt, da sie oft symptomlos verlaufen oder unspezifische Beschwerden verursachen. Unbehandelt können sie jedoch zu schweren gesundheitlichen Problemen wie Unfruchtbarkeit, chronischen Erkrankungen oder erhöhtem Risiko für andere Infektionen führen. Effektiver Schutz umfasst die richtige Verwendung von Kondomen und Lecktüchern, regelmäßige Tests, Impfungen und eine offene Kommunikation mit Sexualpartner:innen. Präventive Maßnahmen und frühzeitige Behandlungen sind entscheidend, um die eigene Gesundheit zu schützen und die Weiterverbreitung von Infektionen zu verhindern.
Referenzen
Chlamydia. (2024, November 21). World Health Organization (WHO). Retrieved December 3, 2024, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/chlamydia
Gonorrhoea – Complications. (n.d.). NHS. Retrieved December 3, 2024, from https://www.nhs.uk/conditions/gonorrhoea/complications/
HIV/AIDS – Symptoms and causes. (2024, February 9). Mayo Clinic. Retrieved December 3, 2024, from https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/hiv-aids/symptoms-causes/syc-20373524
HPV and Cancer – NCI. (2023, October 18). National Cancer Institute. Retrieved December 3, 2024, from https://www.cancer.gov/about-cancer/causes-prevention/risk/infectious-agents/hpv-and-cancer
Sexually transmitted diseases (STDs) – Symptoms and causes. (2023, September 8). Mayo Clinic. Retrieved December 3, 2024, from https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/sexually-transmitted-diseases-stds/symptoms-causes/syc-20351240
Torgovnik, J. (2024, May 21). Sexually transmitted infections (STIs). World Health Organization (WHO). Retrieved December 3, 2024, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/sexually-transmitted-infections-(stis)