Leukozyten
Krankheitsbilder

Leukozyten

geschrieben von

Anna Roell
4 Juni, 2024

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Leukozyten, auch weiße Blutkörperchen genannt, sind wichtige Zellen des Immunsystems. Ohne diese Zellen wäre unser Körper wehrlos gegen Bakterien, Viren und andere schädliche Eindringlinge, da sie eine zentrale Rolle bei der Abwehr von Infektionen und Fremdstoffen spielen. Doch was passiert, wenn die Zahl der weißen Blutkörperchen nicht im gesunden Bereich liegt? Abweichungen in der Anzahl an weißen Blutkörperchen können auf verschiedene gesundheitliche Schwierigkeiten hinweisen, wie z. B. ein geschwächtes Immunsystem, Knochenmarksprobleme, Autoimmunerkrankungen oder sogar bestimmte Krebsarten. In diesem Blog informieren wir Sie darüber, was weißen Blutkörperchen sind, welche spezifischen Funktionen sie erfüllen und was Abweichungen von diesen Werten bedeuten können. Auch geben wir Ihnen einen Einblick in die Behandlungsmöglichkeiten und praktische Alltagstipps, wie Sie Ihr Immunsystem unterstützen können.


Inhaltsübersicht


Was sind Leukozyten? 

Leukozyten sind Zellen des Immunsystems, die im Blut und im Gewebe vorkommen. Sie werden als weiße Blutkörperchen bezeichnet, weil sie im Gegensatz zu den roten Blutkörperchen keinen roten Farbstoff (Hämoglobin) enthalten und daher unter dem Mikroskop weiß erscheinen. Produziert werden sie im Knochenmark.

Sie sind zuständig für den Schutz des Körpers vor Infektionen und Fremdkörpern. Im Gegensatz zu den roten Blutkörperchen, die Sauerstoff durch unser Blut transportieren, und den Blutplättchen, die für die Blutgerinnung zuständig sind, sind weißen Blutkörperchen auf die Erkennung und Bekämpfung von Krankheitserregern spezialisiert. Es gibt verschiedene Arten von weißen Blutkörperchen, die jeweils spezifische Aufgaben erfüllen, wie das Abwehren von Bakterien, Viren und anderen schädlichen Substanzen (Britannica, 2024).

Welche Arten von Leukozyten gibt es?

In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über die verschiedenen Arten von weiße Blutkörperchen und ihre Funktionen.

ArtFunktionen
NeutrophileMachen etwa 60-70% der Leukozyten aus. 

Verschlingen und verdauen Bakterien und Pilze, um den Körper zu schützen. Dies wird als Phagozytose bezeichnet
EosinophileStellen etwa 2-4% der weiße Blutkörperchen dar. 

Bekämpfen Parasiten und sind an allergischen Reaktionen beteiligt.
BasophileWeniger als 1% der weiße Blutkörperchen. 

Setzen Histamin frei und spielen eine Rolle bei allergischen Reaktionen.
LymphozytenUmfassen etwa 20-40% der Leukozyten aus.
 
Bestehen aus verschiedenen Zellarten wie B-Zellen, T-Zellen und natürlichen Killerzellen, die gezielt auf bestimmte Krankheitserreger zu reagieren und diese zu bekämpfen
MonozytenStellen etwa 2-8% der Leukozyten. 

Entwickeln sich zu Makrophagen, die Fremdstoffe phagozytieren und das Immunsystem unterstützen.

Quelle: Nall, 2020

Welche Funktionen erfüllen Leukozyten?

Wie in der Tabelle zuvor dargestellt, besitzen die unterschiedlichen Arten der weiße Blutkörperchen nochmals spezialisierte Funktionen. Im Folgenden finden Sie 6 Hauptfunktionen zusammengefasst:

Leukozyten
  • Erkennen und Bekämpfen von Krankheitserregern: Leukozyten erkennen und zerstören schädliche Eindringlinge wie Bakterien und Viren und verhindern so Infektionen und Krankheiten.
  • Unterstützung bei Entzündungsreaktionen: Weiße Blutkörperchen tragen zur Kontrolle von Entzündungen bei, indem sie Stoffe freisetzen, die andere Immunzellen anlocken. Akute Entzündungen spielen eine wichtige Rolle bei der Heilung von beschädigtem Gewebe. 
  • Produktion von Antikörpern: Einige weiße Blutkörperchen, z. B. die B-Zellen, die zu den Lymphozyten gehören, bilden Antikörper (zum Beispiel Immunglobulin G oder Immunglobulin E), die speziell gegen bestimmte Krankheitserreger gerichtet sind. Diese Antikörper tragen dazu bei, den Körper vor künftigen Infektionen zu schützen.
  • Zerstörung infizierter Zellen: Einige Leukozyte erkennen und töten Zellen, die bereits mit Viren oder anderen Krankheitserregern infiziert sind. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich die Infektion im Körper ausbreitet.
  • Entfernen von abgestorbenen Zellen: Auch fressen und verdauen manche weiße Blutkörperchen schon abgestorbene Zellen und Zellbruchstücke, sodass das Gewebe sauber bleibt und Heilungsprozesse besser ablaufen können.
  • Überwachen des Körpers auf Anzeichen von Infektionen oder abnormalen Zellen: Weiße Blutkörperchen durchsuchen den Körper nach Anzeichen von Infektionen oder abnormen Zellen, wie z. B. Krebszellen. Bei Auffälligkeiten reagieren sie schnell und leiten eine Immunreaktion ein.

Quellen: Britannica, 2024

Messung und Normwerte von Leukozyten 

Die weißen Blutkörperchen werden durch ein komplettes Blutbild (CBC) gemessen, das sowohl die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen als auch die Differenzialzahl, d. h. die prozentuale und absolute Zahl für jede Art von weißen Blutkörperchen, angibt. 

Normwerte von weiße Blutkörperchen

Die Anzahl der Leukozyten kann je nach Alter, Geschlecht und allgemeinem Gesundheitszustand variieren und liegt normalerweise zwischen 4.000 und 11.000 Zellen pro Mikroliter Blut. Täglich produziert der Körper fast 100 Milliarden weiße Blutkörperchen (MedlinePlus, 2021).

Symptome bei Abweichungen der Leukozyten

Abweichungen in der Anzahl der weißen Blutkörperchen können auf gesundheitliche Probleme hinweisen. Während hohe Leukozytenwerte (Leukozytose) häufig auf Infektionen, Entzündungen oder Stress hinweisen, können niedrige Leukozytenwerte (Leukopenie) ein Zeichen für ein geschwächtes Immunsystem oder Knochenmarksprobleme sein. Hier sind die wichtigsten Symptome, die bei solchen Veränderungen auftreten können:

  • Fieber 
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Häufige Infektionen 
  • Nachtschweiß 
  • Gewichtsverlust 
  • Schwellungen der Lymphknoten
  • Mundgeschwüre und Hautinfektionen

Diese Symptome können auf Störungen des Immunsystems hinweisen. Wenn solche Symptome auftreten, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die genaue Ursache abzuklären (Cleveland Clinic, 2021).

Leukozyten und Erkrankungen 

Die Anzahl der weiße Blutkörperchen im Blut kann bei verschiedenen Erkrankungen entweder erhöht oder verringert sein. Folgende Erkrankungen und Zustände können dazu führen:

Erkrankungen und Zustände, die zu niedrigen Leukozytenwerten (Leukopenie) 

  • Krebserkrankungen des Knochenmarks: Krebserkrankungen wie Leukämie – besonders die akute myeloische Leukämie – und Lymphome betreffen das Knochenmark, wo die weiße Blutkörperchen produziert werden. Folglich produziert das Knochenmark unreifer oder krankhafte Zellen in zu großer Zahl und die Anzahl der funktionsfähigen weiße Blutkörperchen sinkt. 
  • Infektionskrankheiten: Manche Infektionskrankheiten, insbesondere Virusinfektionen wie HIV und Hepatitis, können die Anzahl an weiße Blutkörperchen verringern, da die Viren das Knochenmark angreifen und die Leukozytenproduktion hemmen. So wird das Immunsystem stark geschwächt.​ 
  • Krankheiten des Knochenmarks: Krankheiten wie die aplastische Anämie beeinträchtigen die Fähigkeit des Knochenmarks, ausreichend weiße Blutkörperchen zu produzieren. Bei der aplastischen Anämie produziert das Knochenmark nicht genügend Blutzellen, was zu einer umfassenden Verringerung aller Blutzelltypen führt.
  • Vitamin-B12-Mangel: Da Vitamin B12 an der DNA-Synthese und Zellteilung beteiligt ist, kann ein Vitamin-B12-Mangel die Produktion von weiße Blutkörperchen im Knochenmark einschränken und zu einer Verringerung der Leukozytenzahl führen. Dies kann zu einer allgemeinen Schwächung des Immunsystems führen. 
  • Medikamente: Die zur Krebsbehandlung eingesetzten Chemotherapeutika können das Knochenmark beeinträchtigen, da sie sowohl auf sich schnell teilende Zellen wie Krebszellen als auch auf normale Zellen im Knochenmark abzielen, was zu einem Rückgang der Leukozytenproduktion führt. 

Erkrankungen, die zu hohen Leukozytenwerten (Leukozytose) führen

  • Infektionen: Bakterielle und virale Infektionen sind häufige Ursachen für erhöhte Leukozytenwerte, da das Immunsystem mehr Leukozyten produziert, um die Krankheitserreger zu bekämpfen. Beispiele hierfür sind Lungenentzündungen und Harnwegsinfektionen.
  • Stress: Physischer oder emotionaler Stress kann zu einer vorübergehenden Erhöhung der Leukozytenzahl führen. Der Körper bereitet sich auf potenzielle Bedrohungen vor, indem er das Immunsystem aktiviert. Diese Reaktion ist Teil der “Kampf-oder-Flucht”-Reaktion und kann die Leukozytenzahl vorübergehend erhöhen.
  • Autoimmunerkrankungen: Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis und entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) führen zu chronischen Entzündungen. Diese Entzündungen aktivieren das Immunsystem dauerhaft, was zu einer Erhöhung der Leukozytenzahl führt. Bei rheumatoider Arthritis ist das Immunsystem durchgehend aktiv, um Entzündungen in den Gelenken zu bekämpfen​.

Quellen: Tvedten & Raskin, 2011; Cleveland Clinic, 2021; MedlinePlus, 2021

Behandlung von Leukozyten-Abweichungen

Die Behandlung von Abweichungen der Leukozytenwerte hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache und Schwere der Erkrankung ab. Niedrige Werte (Leukopenie) werden mit Medikamenten behandelt, die das Knochenmark zur Produktion von mehr Leukozyten anregen, wie z. B. Wachstumsfaktoren (z. B. G-CSF). Infektionen erfordern Antibiotika oder antivirale Mittel, während Autoimmunerkrankungen mit Immunsuppressiva oder Kortikosteroiden behandelt werden. Hohe Leukozytenwerte (Leukozytose) werden ebenfalls nach Ursache behandelt, so werden Infektionen mit Antibiotika bekämpft, chronische Entzündungen und Autoimmunerkrankungen werden mit entzündungshemmenden Medikamenten und Immunsuppressiva behandelt.  Die genaue Behandlung wird immer individuell angepasst und in enger Zusammenarbeit mit einem Arzt durchgeführt (Cleveland Clinic, 2022; Smith, 2024)

Ratschläge für den Alltag

Auch im Alltag gibt es verschiedene Aspekte, die Sie beachten sollten, um Ihr Immunsystem zu unterstützen, wobei eine gesunde Lebensweise von zentraler Bedeutung ist. 

  • Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, z. B. mit genügend Vitamin B12-reichen Lebensmitteln und Mineralstoffen
  • Regelmäßige moderate körperliche Aktivität.  
  • Anwendung von Stressbewältigungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen. 
  • Gute Hygienepraktiken, wie regelmäßiges Händewaschen, können das Infektionsrisiko verringern.
  • Regelmäßige Arztbesuche und Blutuntersuchungen können helfen, Anomalien der Leukozytenzahl frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Vermeiden Sie das Rauchen und trinken Sie Alkohol in Maßen.

Quelle: Harvard Health, 2024

Referenzen

LeWine, H. E. (2024, March 28). How to boost your immune system. Harvard Health. Retrieved June 4, 2024, from https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/how-to-boost-your-immune-system

Low White Blood Cell Count (Leukopenia): Causes, Symptoms & Treatment. (n.d.). Cleveland Clinic. Retrieved June 4, 2024, from https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/17706-low-white-blood-cell-count

Soliman, M. (n.d.). High white blood cell count: Causes, types, and more. MedicalNewsToday. Retrieved June 4, 2024, from https://www.medicalnewstoday.com/articles/315133

Tvedten, H., & Raskin, R. E. (n.d.). Leukocyte Disorders – PMC. NCBI. Retrieved June 4, 2024, from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7151858/

Weatherspoon, D., & Nall, R. (2020, January 10). White blood cells: Function, ranges, types, and more. MedicalNewsToday. Retrieved June 4, 2024, from https://www.medicalnewstoday.com/articles/327446

White blood cell | Definition & Function. (2024, May 10). Britannica. Retrieved May 30, 2024, from https://www.britannica.com/science/white-blood-cell

White Blood Cells: Types, Function & Normal Ranges. (n.d.). Cleveland Clinic. Retrieved May 30, 2024, from https://my.clevelandclinic.org/health/body/21871-white-blood-cells

White Blood Count (WBC. (2021, September 16). MedlinePlus. Retrieved May 30, 2024, from https://medlineplus.gov/lab-tests/white-blood-count-wbc/

Über die Autorin

Anna Roell

Anna ist ausgebildete Krankenschwester und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und verbindet ihre medizinischen und wissenschaftlichen Interessen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für medizinische Inhalte zu schärfen und diese auf verständliche Weise zu vermitteln. Am meisten schätzt sie am Leben in Amsterdam die aufgeschlossene, aktive Einstellung der Menschen, die Märkte und die großartige Natur in der Umgebung.