STI-ohne Sex
Geschlechtskrankheit

STIs: Ist eine Ansteckung ohne Geschlechtsverkehr möglich?

geschrieben von

Anna Roell
20 Dezember, 2024

Medizinisch geprüfter Artikel Alle HOMED-IQ-Inhalte werden von medizinischen Fachpersonal überprüft

Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) werden oft nur mit Geschlechtsverkehr (vaginal, anal, oral) in Verbindung gebracht. Eine Ansteckung ist jedoch auch ohne sexuellen Kontakt möglich. So wird Herpes beispielsweise durch direkten Haut-zu-Haut-Kontakt, auch ohne Penetration, übertragen. Dieser Blog beleuchtet die Übertragungswege häufiger STIs und gibt wertvolle Tipps zum effektiven Schutz.


Inhaltsübersicht



Kann man sich mit STIs ohne Geschlechtsverkehr anstecken?

Ja, eine Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) ist auch ohne Geschlechtsverkehr (vaginal, anal, oral) möglich. Viele Erreger können durch engen Hautkontakt oder über infizierte Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Blut übertragen werden. Im Folgenden werden die häufigsten STIs und ihre typischen Übertragungswege näher erläutert, um ein umfassendes Verständnis der Infektionsrisiken zu vermitteln.

Übersicht: was sind sexuell übertragbaren Infektionen

Eine sexuell übertragbare Infektion (STI, Sexually Transmitted Infection) bezeichnet das Vorhandensein von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren und Parasiten im Körper, die hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Zu den häufigsten STIs, die durch verschiedene Erreger verursacht werden, gehören:

Erreger Infektion (Erregername)

Bakterien
Chlamydien (Chlamydia trachomatis),

Gonorrhoe (Tripper) (Neisseria gonorrhoeae),

 Syphilis (Treponema pallidum)

Viren
HPV (Humanes Papillomavirus), 

Herpes simplex (Herpes simplex virus), 

HIV (Humanes Immundefizienz-Virus),

Hepatitis B (Hepatitis B virus)
ParasitenTrichomoniasis (Trichomonas vaginalis)

Quelle: WHO, 2024

Weitere umfassende Informationen zum Thema STI finden Sie in unserer Blog-Kategorie Geschlechtskrankheiten.

Chlamydien und Gonorrhoe (Tripper)

Sowohl Chlamydien als auch Gonorrhoe befallen die Schleimhäute der Genitalien, Harnröhre, des Rachens, der Augen und des Enddarms. Die Hauptübertragung erfolgt durch ungeschützten vaginalen, analen oder auch oralen Geschlechtsverkehr. Eine Ansteckung ist jedoch auch durch nicht-sexuelle Übertragungswege möglich:

  • Kontaminierte Hände: Berühren von infizierten Körperflüssigkeiten, gefolgt vom Kontakt mit Augen oder Genitalien.
  • Übertragung bei der Geburt: Infizierte Mütter können die Bakterien während der Geburt auf das Neugeborene übertragen.
  • Kontaminierte Sexspielzeuge: Teilen nicht ordnungsgemäß gereinigter Sexspielzeuge.
  • Direkter Genitalkontakt: Eine Übertragung ist möglich, auch wenn keine Penetration, kein Orgasmus oder keine Ejakulation stattfindet.

Beide Infektionen werden nicht durch Küssen oder alltäglichen Kontakt wie Umarmen, Händeschütteln oder die gemeinsame Nutzung von Toiletten, Schwimmbädern, Geschirr oder Handtüchern übertragen (Cleveland Clinic, 2023; NHS, 2024).

Syphilis

Syphilis wird nicht nur durch vaginalen, oralen und analen Geschlechtsverkehr, sondern auch durch direkten Kontakt mit syphilitischen Haut- oder Schleimhautläsionen übertragen. Dieser Kontakt kann während des Geschlechtsverkehrs entstehen, jedoch ist eine Übertragung auch durch den direkten Kontakt mit infektiösen Wunden an den Genitalien, dem Anus, im Rektum, an den Lippen oder im Mund möglich. Infizierte Schwangere können Syphilis über die Plazenta auf das ungeborene Kind übertragen (kongenitale Syphilis), was zu Fehlgeburten, Totgeburten oder schweren gesundheitlichen Komplikationen wie Entwicklungsstörungen, Organschäden oder neurologischen Beeinträchtigungen beim Neugeborenen führen kann.

Syphilis wird nicht durch alltägliche Kontakte wie Umarmen, Händeschütteln oder die gemeinsame Nutzung von Toiletten, Schwimmbädern, Geschirr, Bettwäsche oder Kleidung übertragen. Auch das Küssen stellt in der Regel kein Risiko dar, es sei denn, es sind aktive Geschwüre im Mundbereich vorhanden (Cleveland Clinic, 2022).

Herpes

Herpes wird durch das Herpes-simplex-Virus (HSV) verursacht, wobei HSV-1 meist Lippenherpes (oral) und HSV-2 Genitalherpes hervorruft. Beide Typen können jedoch sowohl den Mund- als auch den Genitalbereich betreffen. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt. Eine Ansteckung mit Genitalherpes ist auch möglich, selbst wenn die infizierte Person keine sichtbaren Bläschen hat oder sich ihrer Infektion nicht bewusst ist. Neben Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person kann die Übertragung auf folgenden Wegen erfolgen:

  • Küssen: Direkter Kontakt mit Herpesbläschen, insbesondere bei oralem Herpes.
  • Speichelkontakt (bei oralem Herpes): Zum Beispiel durch gemeinsames Trinken aus einem Glas während eines aktiven Ausbruchs.
  • Kontaminierte Hände: Berührung von Herpesbläschen und anschließender Kontakt mit Schleimhäuten (z. B. an Augen, Mund oder Genitalien).
  • Direkter Hautkontakt: Bei Genitalherpes, beispielsweise durch Intimität, auch ohne Penetration.
  • Während der Geburt: Übertragung von einer infizierten Mutter auf das Neugeborene.

Eine Übertragung erfolgt nicht durch Toilettensitze, Bettwäsche, Schwimmbäder oder den Kontakt mit Besteck, Seife oder Handtüchern (WHO, 2024).

Humanes Immunschwächevirus (HIV)

HIV wird hauptsächlich durch ungeschützten vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehr übertragen, wenn infizierte Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma oder Vaginalsekret über Schleimhäute oder kleine Verletzungen in den Blutkreislauf gelangen. Analsex ist besonders riskant, da die empfindlichen Schleimhäute im Analbereich anfälliger für Verletzungen sind. Neben Geschlechtsverkehr kann HIV auch über folgende Wege übertragen werden:

  • Gemeinsame Nutzung von Spritzen oder Nadeln: Häufig bei intravenösem Drogenkonsum.
  • Muttermilch: Übertragung von einer infizierten Mutter auf ihr Baby beim Stillen.
  • Während der Geburt: Übertragung durch Kontakt mit Blut und Körperflüssigkeiten.
  • Offene Wunden oder Verletzungen: Kontakt mit infiziertem Blut bei offenen Wunden beider Personen.

Durch moderne Screening- und Hygieneverfahren sind Risiken durch Bluttransfusionen und medizinische Eingriffe selten geworden, können aber in Regionen mit unzureichenden Standards weiterhin bestehen. HIV wird nicht durch alltägliche Interaktionen wie Händeschütteln, Umarmungen, Küssen, Niesen oder Husten übertragen. Das Virus ist außerhalb des menschlichen Körpers nur sehr kurz lebensfähig, deshalb besteht keine Ansteckungsgefahr bei der gemeinsamen Nutzung von Toiletten, Besteck, Geschirr, Handtüchern, Bettwäsche oder Schwimmbädern (WHO, 2024).

Trichemoniasis

Eine Trichomoniasis-Infektion wird durch den Parasiten Trichomonas vaginalis verursacht und fast ausschließlich durch ungeschützten vaginalen Geschlechtsverkehr übertragen. Weitere Übertragungswege sind: 

  • Kontaminiertes Sexspielzeug: Übertragung, wenn es gemeinsam genutzt wird, ohne gründliche Reinigung oder Schutz.
  • Feuchte Gegenstände (selten): Infektion durch gemeinsam benutzte Handtücher oder Waschlappen, die mit infizierten Sekreten in Kontakt kamen. Dies ist möglich, da der Parasit kurze Zeit außerhalb des Körpers in einer feuchten Umgebung überleben kann.
  • Mutter-Kind-Übertragung: In extrem seltenen Fällen bei der Geburt.

Die Infektion erfolgt nicht durch alltägliche Kontakte (Mayo Clinic, 2022).

Humane Papillomviren (HPV)

HPV wird hauptsächlich durch engen Hautkontakt beim vaginalen, analen (auch ohne Penetration) oder oralen Geschlechtsverkehr übertragen. Das Virus kann in den Körper über jede Schleimhaut eindringen, einschließlich Mund, Lippen, Anus oder Genitalbereich. Eine nicht-sexuelle Übertragungen ist sehr selten, z.B. während der Schwangerschaft oder Geburt von der Mutter auf das Kind. Eine Ansteckung über alltägliche Kontakte wie Händeschütteln, Toiletten oder Schwimmbäder findet nicht statt (CDC, 2024).

4 Tipps für effektiven Schutz gegen STIs

  1. Barriereverhütung: Kondome und Lecktücher (Dental Dams) bieten Schutz vor direktem Kontakt mit Schleimhäuten und infizierten Körperflüssigkeiten, wodurch das Risiko einer STI-Übertragung beim vaginalen, analen und oralen Geschlechtsverkehr verringert wird.
  2. Regelmäßige STI-Tests: Besonders wichtig für Personen mit wechselnden Sexualpartnern oder in neuen Beziehungen, da viele sexuell übertragbare Infektionen symptomlos verlaufen und unbemerkt weitergegeben werden können.
  3. Offene Kommunikation: Ein ehrliches Gespräch mit dem Partner über den eigenen STI-Status, Testergebnisse und Schutzmaßnahmen fördert Vertrauen und reduziert das Risiko von Missverständnissen.
  4. Impfungen: Impfungen gegen HPV und Hepatitis B können das Infektionsrisiko signifikant verringern.

Quelle: WHO, 2024

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Zusammenfassung

Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) können nicht nur durch Geschlechtsverkehr, sondern auch durch direkten Hautkontakt oder den Austausch von Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Blut übertragen werden. Viele Erreger, wie Herpes, HIV oder Syphilis, können auch ohne Penetration über Haut-zu-Haut-Kontakt oder infizierte Wunden übertragen werden. Um sich zu schützen, sind Kondome, regelmäßige Tests und eine offene Kommunikation mit dem Partner unerlässlich. Alltägliche Interaktionen wie Umarmen oder Küssen ohne sichtbare Wunden bergen in der Regel kein Risiko.

Referenzen

About Genital HPV Infection | STI. (2024, February 6). CDC. Retrieved December 20, 2024, from https://www.cdc.gov/sti/about/about-genital-hpv-infection.html

Chlamydia: Causes, Symptoms, Treatment & Prevention. (n.d.). Cleveland Clinic. Retrieved December 20, 2024, from https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/4023-chlamydia

Global Sexually Transmitted Infections Programme. (n.d.). Global Sexually Transmitted Infections Programme. Retrieved December 20, 2024, from https://www.who.int/teams/global-hiv-hepatitis-and-stis-programmes/stis/prevention

Hepatitis B. (2024, April 9). World Health Organization (WHO). Retrieved December 20, 2024, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-b

Herpes simplex virus. (2024, December 11). World Health Organization (WHO). Retrieved December 20, 2024, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/herpes-simplex-virus

HIV and AIDS. (2024, July 22). World Health Organization (WHO). Retrieved December 20, 2024, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hiv-aids

Overview – – – Gonorrhoea. (n.d.). NHS. Retrieved December 20, 2024, from https://www.nhs.uk/conditions/gonorrhoea/

A sexually transmitted infection caused by a parasite-Trichomoniasis – Symptoms & causes. (n.d.). Mayo Clinic. Retrieved December 20, 2024, from https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/trichomoniasis/symptoms-causes/syc-20378609

Torgovnik, J. (2024, May 21). Sexually transmitted infections (STIs). World Health Organization (WHO). Retrieved December 20, 2024, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/sexually-transmitted-infections-%28stis%29

Über die Autorin

Anna Roell

Anna ist ausgebildete Krankenschwester und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und verbindet ihre medizinischen und wissenschaftlichen Interessen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für medizinische Inhalte zu schärfen und diese auf verständliche Weise zu vermitteln. Am meisten schätzt sie am Leben in Amsterdam die aufgeschlossene, aktive Einstellung der Menschen, die Märkte und die großartige Natur in der Umgebung.