Die stille Infektion: 6 Langzeitfolgen von Chlamydien
Geschlechtskrankheit

Die stille Infektion: 6 Langzeitfolgen von Chlamydien

geschrieben von

Anna Roell
10 Juli, 2024

Medizinisch geprüfter Artikel Alle HOMED-IQ-Inhalte werden von medizinischen Fachpersonal überprüft

Chlamydien gehören zu den sexuell übertragbaren Infektionen (STIs – sexually transmitted infections). Im Jahr 2020 wurden weltweit schätzungsweise 128,5 Millionen neue Chlamydieninfektionen bei Erwachsenen im Alter von 15 bis 49 Jahren verzeichnet (WHO, 2023). Diese STI gehört zu den am häufigsten vorkommenden in Europa und verläuft oft ohne erkennbare Symptome, was das Risiko langfristiger unbehandelter Folgen erhöht. In diesem Artikel gehen wir näher darauf ein, was eine Chlamydieninfektion ist, erklären ihre möglichen langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen und besprechen, wie Sie sich auf diese STI testen lassen können. 

Wechseln Sie regelmäßig den Sexualpartner, haben Sie ungeschützten Sex oder hatten Sie in der Vergangenheit eine sexuell übertragbare Krankheit? All diese Faktoren sind Risikofaktoren für eine Chlamydieninfektion (CDC, 2024). Wenn diese Faktoren auf Sie zutreffen oder wenn Sie sich Ihrer sexuellen Gesundheit sicher sein wollen, lassen Sie sich testen. Homed-IQ bietet einen Chlamydientest an, der bequem bei Ihnen zu Hause durchgeführt und diskret geliefert werden kann. Die Ergebnisse werden in zertifizierten Laboren ausgewertet. 


Inhaltsübersicht


Was sind Chlamydien?

Chlamydien gehören zu den sexuell übertragbaren Krankheiten und werden durch das Bakterium Chlamydia trachomatis verursacht. Diese Infektion tritt am häufigsten bei jungen Erwachsenen zwischen 15 und 24 Jahren auf, vor allem weil neue und wechselnde Sexualkontakte in dieser Altersgruppe häufiger vorkommen. Sowohl Männer als auch Frauen können von dieser STI betroffen sein und ohne angemessene Behandlung kann es zu schweren gesundheitlichen Problemen kommen (MedlinePlus, 2024). 

Wie werden Chlamydien übertragen?

Die Übertragung der Infektion erfolgt durch:

  • …ungeschützten vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehrs.
  • …die gemeinsame Benutzung von Sexspielzeug, das nicht gereinigt oder mit einem neuen Kondom überzogen wurde.
  • …Genitalkontakt mit einer infizierten Person, auch ohne Penetration (Eindringen des Penis in die Vagina).
  • … die Übertragung von einer infizierten Mutter auf das Kind bei der Geburt.

Chlamydieninfektionen können wiederholt auftreten; eine erfolgreiche Behandlung heilt die aktuelle Infektion, schützt jedoch nicht vor zukünftigen Ansteckungen (Mayo Clinic, 2024).

Symptome einer Chlamydieninfektion

Chlamydien werden oft als “stille Infektion” bezeichnet, da 50 bis 70 % der Betroffenen meistens keine Symptome zeigen. Das macht die Krankheit besonders heimtückisch und zu einem ernsten Gesundheitsrisiko, da viele Betroffene unwissentlich andere anstecken und selbst Komplikationen entwickeln können, ohne es zu bemerken.

Obwohl die meisten Menschen keine Symptome bemerken, gibt es dennoch Anzeichen, die auf eine Infektion hindeuten können. Ein ungewöhnlicher Ausfluss aus der Vagina oder dem Penis kann ein erstes Anzeichen sein. Wenn Sie diese Symptome bemerken, sollten Sie nicht zögern, sich testen zu lassen oder einen Arzt aufzusuchen. Die folgende Abbildung zeigt die Symptome bei Männern und Frauen sowie gemeinsame Symptome. 

Chlamydien

Quelle: hergeleitet von Cleveland Clinic, 2023

Chlamydia trachomatis können auch den Rachen und den Anus infizieren, was zu spezifischen Symptomen führt. Orale Infektionen können Halsschmerzen und Rötungen verursachen, während anale Infektionen mit Juckreiz, Schmerzen beim Stuhlgang und ungewöhnlichem Ausfluss aus dem Anus einhergehen können. 

Langzeitfolgen von Chlamydien

Ohne angemessene Behandlung kann eine stille, asymptomatische Chlamydieninfektion zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen, die von chronischen Schmerzen bis hin zur Unfruchtbarkeit reichen. Im Folgenden werden einige der schwerwiegenden Langzeitfolgen aufgeführt. Früherkennung und regelmäßige Tests auf Chlamydien sind von entscheidender Bedeutung.

Entzündliche Beckenerkrankung

Eine Beckenentzündung ist eine häufige Langzeitfolge von Chlamydien bei Frauen – 10- 15 % mit unbehandelter Chlamydieninfektion sind betroffen. Sie entsteht, wenn die Infektion von der Vagina in die Gebärmutter, Eileiter oder Eierstöcke aufsteigt. Symptome können starke Unterleibsschmerzen, Fieber und ungewöhnlicher Ausfluss sein. Unbehandelt kann eine entzündliche Beckenerkrankung zu chronischen Schmerzen, Abszessen,  einem erhöhten Risiko für Eileiterschwangerschaften und Unfruchtbarkeit führen. Die Sexualpartner von Frauen, bei denen diese Erkrankung diagnostiziert wurde, sollten ebenfalls auf Chlamydien getestet und behandelt werden, um eine erneute Infektion zu verhindern. Nach der Behandlung sollte nach 3 Monaten ein erneuter Test durchgeführt werden (NHS, 2022). 

Nebenhodenentzündung (Epididymitis)

Eine Chlamydieninfektion ist eine der häufigsten Ursachen für eine Nebenhodenentzündung, insbesondere bei sexuell aktiven Männern unter 35 Jahren. Der Nebenhoden befindet sich auf den Hoden im Hodensack, und die Entzündung ist durch Schmerzen, Schwellungen und Druckempfindlichkeit im Hodenbereich gekennzeichnet. Langfristig kann dies die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und chronische Schmerzen verursachen (Mayo Clinic, 2023).

Reaktive Arthritis

Die reaktive Arthritis ist eine eher seltene, aber ernsthafte mögliche Folge einer Chlamydieninfektion, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen kann. Diese Form der Arthritis entwickelt sich in der Regel zwei bis vier Wochen nach der ursprünglichen Infektion und ist durch Symptome wie Schmerzen, Steifheit und Schwellungen in den Gelenken und Sehnen gekennzeichnet, am häufigsten in den Knien, Füßen, Zehen, Hüften und Knöcheln. Neben den Gelenken können gelegentlich auch andere Körperteile wie die Augen in Form einer Bindehautentzündung und die Harnwege betroffen sein. Die Entzündung kann schubweise verlaufen, was bedeutet, dass die Symptome vorübergehend abklingen können, bevor sie wieder aufflammen (NHS, 2021).

Schwangerschaftskomplikationen

Unbehandelte Chlamydieninfektionen während der Schwangerschaft erhöhen das Risiko einer Frühgeburt und können zu einem niedrigen Geburtsgewicht des Kindes führen. Außerdem kann die Infektion während der Geburt auf das Kind übertragen werden, was zu Augeninfektionen oder Lungenentzündungen beim Neugeborenen führen kann. Schwangere Frauen werden daher oft routinemäßig auf Chlamydien getestet, insbesondere wenn sie Risikofaktoren wie neue oder mehrere Sexualpartner haben (NHS, 2021).

Unfruchtbarkeit

Chlamydien können sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu Unfruchtbarkeit führen. Die Infektion kann zu Entzündungen und vernarbtem Gewebe in den Fortpflanzungsorganen führen, was die Fähigkeit zur Befruchtung einschränkt. Obwohl das Risiko einer Unfruchtbarkeit aufgrund einer Chlamydieninfektion im Allgemeinen weniger als 1 % beträgt, steigt dieses Risiko mit der Häufigkeit der Infektionen und der Dauer der Nichtbehandlung (Soa Aids Netherlands, 2022; Cleveland Clinic, 2023).

Erhöhtes HIV-Risiko

Menschen mit unbehandelten Chlamydien haben ein höheres Risiko, sich mit HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) zu infizieren, wenn sie dem Virus ausgesetzt sind, da die durch Chlamydien verursachten Schleimhautschäden die Übertragung von HIV erleichtern können (WHO, 2023).

Wie beuge ich eine Chlamydien-Infektion effektiv vor?

Die Vorbeugung einer Chlamydieninfektion erfordert vor allem Aufklärung und präventiven Maßnahmen:

  • Verwendung von Kondomen: Kondome sind zwar ein wirksames Hilfsmittel, um die Übertragung von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) zu verhindern, bieten aber bei Chlamydia trachomatis keinen absoluten Schutz, da die Infektion kann auch durch andere Formen des engen Körperkontakts übertragen werden, z. B. durch Haut-zu-Haut-Kontakt an infizierten Stellen, die nicht von Kondomen bedeckt sind.
  • Klare Kommunikation mit Sexualpartnern: Eine offene Kommunikation über STIs und die eigene sexuelle Gesundheit mit allen Sexualpartnern ist von entscheidender Bedeutung, um das Risiko einer Übertragung zu verringern.
  • Regelmäßige Tests: Für Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern ist es besonders wichtig, sich regelmäßig auf Chlamydien und andere Geschlechtskrankheiten testen zu lassen. Regelmäßige Tests ermöglichen eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Infektionen. Weitere Infos finden Sie auch in unseren Blogs “Auf welche STI sollte ich mich testen lassen?” und nutzen Sie unseren STI-Leitfaden, der Sie zu dem für Sie richtigen Test führt!

Quelle: Mayo Clinic, 2024

Sie wollen sich selbst einen Überblick verschaffen?

Der Chlamydientest von Homed-IQ bietet eine sinnvolle Möglichkeit, von zu Hause aus auf Chlamydien zu testen. Es ist jedoch wichtig, die diagnostische Lücke zu berücksichtigen, d.h. der Zeitraum nach der Ansteckung, in dem die Bakterien noch nicht in ausreichender Menge vorhanden sind, um durch Tests nachgewiesen zu werden. Chlamydien können nicht unmittelbar nach der Infektion nachgewiesen werden. Es wird daher empfohlen, den Test etwa 14 Tage nach einem möglichen Kontakt durchzuführen, um falsch negative Ergebnisse zu vermeiden (d. h. der Test zeigt an, dass keine Infektion vorliegt, obwohl eine solche vorhanden ist).

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Zusammenfassung

Chlamydien sind eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen und werden durch das Bakterium Chlamydia trachomatis verursacht. Sie werden durch ungeschützten vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehr und durch die gemeinsame Nutzung von unsauberem Sexspielzeug übertragen. Eine Herausforderung besteht darin, dass viele Chlamydieninfektionen ohne Symptome verlaufen, was bedeutet, dass die Infektion unwissentlich weitergegeben werden kann und nicht behandelt wird. Unbehandelt können Chlamydien schwerwiegende Langzeitfolgen wie Beckenentzündungen, Unfruchtbarkeit und ein erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion haben.

Referenzen

About Chlamydia | Chlamydia. (2024, February 20). CDC. Retrieved July 9, 2024, from https://www.cdc.gov/chlamydia/about/index.html

Chlamydia. (2023, July 17). World Health Organization (WHO). Retrieved July 9, 2024, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/chlamydia

Chlamydia. (2023, July 17). World Health Organization (WHO). Retrieved July 9, 2024, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/chlamydia

Chlamydia: Causes, Symptoms, Treatment & Prevention. (n.d.). Cleveland Clinic. Retrieved July 9, 2024, from https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/4023-chlamydia

Chlamydia – Complications. (n.d.). NHS. Retrieved July 9, 2024, from https://www.nhs.uk/conditions/chlamydia/complications/

Chlamydia Infections | Chlamydia | Chlamydia Symptoms. (2024, May 31). MedlinePlus. Retrieved July 9, 2024, from https://medlineplus.gov/chlamydiainfections.html

Epididymitis – Symptoms and causes. (2023, April 6). Mayo Clinic. Retrieved July 9, 2024, from https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/epididymitis/symptoms-causes/syc-20363853

Overview – – – Reactive arthritis. (n.d.). NHS. Retrieved July 9, 2024, from https://www.nhs.uk/conditions/reactive-arthritis/

Pelvic inflammatory disease – Treatment. (n.d.). NHS. Retrieved July 9, 2024, from https://www.nhs.uk/conditions/pelvic-inflammatory-disease-pid/treatment/

Word je door chlamydia onvruchtbaar? (n.d.). Soa Aids Nederland. Retrieved July 9, 2024, from https://www.soaaids.nl/nl/alle-soas/chlamydia/word-je-door-chlamydia-onvruchtbaar

Über die Autorin

Anna Roell

Anna ist ausgebildete Krankenschwester und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und verbindet ihre medizinischen und wissenschaftlichen Interessen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für medizinische Inhalte zu schärfen und diese auf verständliche Weise zu vermitteln. Am meisten schätzt sie am Leben in Amsterdam die aufgeschlossene, aktive Einstellung der Menschen, die Märkte und die großartige Natur in der Umgebung.