STD oder STI
Geschlechtskrankheit

Sexuell übertragbare Infektion oder Erkrankung: Wo liegt der Unterschied?

geschrieben von

Anna Roell
8 November, 2024

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Der Unterschied zwischen sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) und sexuell übertragbaren Erkrankungen (STDs) ist wichtig, um das Verständnis für diese Gesundheitsrisiken zu verbessern: Als sexuell übertragbare Infektionen gelten alle Infektionen, die durch sexuelle Kontakte übertragen werden, auch wenn sie keine Symptome zeigen. Von einer sexuell übertragbaren Krankheit spricht man nur, wenn diese Infektion Symptome und Krankheitsanzeichen verursacht. Der Begriff „STI“ ist umfassender und wird zunehmend verwendet, da viele Infektionen symptomlos bleiben, aber dennoch ansteckend sind. Dieses Wissen hilft, eine frühere Diagnose und Behandlung zu ermöglichen und die Ausbreitung unentdeckter Infektionen zu verhindern.


Inhaltsübersicht


Klärung der Begriff Infektion und Erkrankung

Eine Infektion bezeichnet das Eindringen und die Vermehrung von Erregern (z. B. Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten) im Körper. Dabei wird das Immunsystem aktiviert, oft aber ohne sichtbare Symptome. Von einer Erkrankung spricht man, wenn diese Infektion das Gleichgewicht des Körpers stört und sichtbare Symptome oder Funktionsstörungen verursacht (Cleveland Clinic, 2022). 

Was ist der Unterschied zwischen STD und STI?

Die korrekten Begriffe sind STI (sexually transmitted infection) für “sexuell übertragbare Infektion” und STD (sexually transmitted disease) für “sexuell übertragbare Krankheit” oder “Erkrankung”.  Eine sexuell übertragbare Infektion (STI) liegt vor, wenn Erreger durch sexuellen Kontakt (oral, anal, vaginal) in den Körper gelangen und sich dort vermehren. Eine STI muss keine Symptome verursachen und kann unbemerkt bleiben, kann jedoch trotzdem auf andere übertragen werden und langfristig zu Gesundheitsproblemen und Komplikationen führen. 

Eine sexuell übertragbare Krankheit/ Erkrankung (STD) ist eine fortgeschrittene Form einer STI. Sie entwickelt sich, wenn die Infektion Symptome hervorruft und den Körper so belastet, dass es zu einer spürbaren Erkrankung kommt, etwa bei Symptomen wie Schmerzen oder Ausfluss. Während also jede STD auf einer STI beruht, führt nicht jede STI zwangsläufig zu einer STD (CDC, 2024).

Ein Beispiel – Humanes Papillomavirus

Beim HPV (Humanes Papillomavirus) wird der Unterschied zwischen einer STI und einer STD besonders deutlich. Viele Menschen – ungefähr 80% der sexuell aktiven Menschen –  infizieren sich mit HPV, ohne jemals Symptome zu bemerken. In diesen Fällen bleibt HPV eine stille Infektion (STI), die in 90% der Fälle von alleine verschwindet. Bei einigen Betroffenen entwickelt sich jedoch eine Krankheit (STD), die sich durch Genitalwarzen zeigt oder – in seltenen Fällen – eine Krebserkrankung wie Gebärmutterhalskrebs, wenn die Infektion langfristig bestehen bleibt. HPV zeigt somit, dass eine STI nicht zwangsläufig zu einer STD führt; dies hängt unter anderem von der individuellen Immunantwort und dem Virus-Typ ab(NHS, 2022).

Warum wird heutzutage der Begriff STI häufiger verwendet?

Der Begriff STI wird heute häufiger verwendet, weil er präziser beschreibt, dass viele sexuell übertragbare Infektionen symptomlos verlaufen und keine sichtbaren Krankheiten (STD) verursachen. Der Begriff betont, dass Infektionen oft ohne Symptome bestehen können und dennoch behandelt und weitergegeben werden können. Dadurch fördert der Begriff STI ein besseres Bewusstsein für Prävention und die Wichtigkeit von regelmäßigen Gesundheitschecks, auch ohne Krankheitsanzeichen (Cleveland Clinic, 2022).

Welche STIs gibt es?

Zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen, die durch verschiedene Erreger verursacht werden, gehören:

Erreger Infektion (Erregername)

Bakterien
Chlamydien (Chlamydia trachomatis), Gonorrhoe (Neisseria gonorrhoeae), Syphilis (Treponema pallidum)

Viren
HPV (Humanes Papillomavirus), Herpes simplex (Herpes simplex virus), HIV (Humanes Immundefizienz-Virus), Hepatitis B (Hepatitis B virus)
ParasitenTrichomoniasis (Trichomonas vaginalis)

Quelle: WHO, 2024

Welche sexuell übertragbaren Infektionen entwickeln sich häufig zu einer STD?

Einige sexuell übertragbare Infektionen (STIs) führen unbehandelt häufig zu sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs) mit teils schweren gesundheitlichen Folgen. Zu diesen gehören:

  1. HPV (Humane Papillomaviren) – Bestimmte HPV-Typen können zu Genitalwarzen führen oder langfristig das Risiko für Krebserkrankungen, wie Gebärmutterhalskrebs, erhöhen.
  2. HIV – Ohne Behandlung entwickelt sich HIV zu AIDS, das das Immunsystem stark schwächt und anfällig für Infektionen und bestimmte Krebsarten macht.
  3. Syphilis – Unbehandelt kann sie in Spätstadien zu schweren Organschäden und neurologischen Problemen führen.
  4. Gonorrhö (Tripper) – Kann sich unbehandelt auf den gesamten Körper ausbreiten und zu Unfruchtbarkeit sowie chronischen Beckenentzündungen führen.
  5. Hepatitis B – Diese Infektion kann chronisch werden und zu Leberzirrhose oder Leberkrebs führen.

STIs erfordern frühzeitige Erkennung und Behandlung, um das Fortschreiten zur STD und potenzielle Langzeitschäden zu verhindern (Cleveland Clinic, 2022).

Welche Symptome treten im Rahmen von STIs und STDs auf?

Die Symptome von STIs und STDs können je nach Erreger stark variieren, doch zu den klassischen Anzeichen gehören:

  • Ungewöhnlicher Ausfluss aus Penis, Vagina oder Anus (trüb, eitrig oder unangenehm riechend)
  • Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen
  • Juckreiz oder Rötung im Intimbereich
  • Leichte Unterleibsschmerzen oder Druckgefühl im Beckenbereich
  • Leichte Hautausschläge oder Bläschen im Genital-, Anal- oder Mundbereich (z. B. Herpes)
  • Unregelmäßige Blutungen außerhalb der Menstruation (bei Frauen)

Schwerwiegende Symptome unbehandelter STIs umfassen chronische Unterbauchschmerzen, starke Schwellungen in der Leistengegend, ausgedehnte Hautausschläge (z. B. bei Syphilis), Gelbsucht (bei Hepatitis B) sowie Geschwüre im Genitalbereich. Fortgeschrittene HIV-Infektionen führen oft zu starker Erschöpfung, Nachtschweiß und schwerer Immunschwäche und erhöhen das Risiko schwerer Infektionen und Krebserkrankungen (Medline Plus, 2024).

Diagnosemethoden für STIs

STIs werden durch spezifische Tests diagnostiziert, die oft je nach Art der Infektion variieren. Dazu gehören:

  1. Urinproben (z.B. für Chlamydien und Gonorrhö)
  2. Bluttests (z.B. für HIV, Syphilis, Hepatitis)
  3. Abstriche (z.B. für HPV oder Herpes) aus Genital-, Rachen- oder Analbereich
  4. Körperliche Untersuchungen zur Feststellung von Symptomen wie Hautausschlägen oder Geschwüren

Regelmäßige Untersuchungen sind besonders wichtig, da viele STIs asymptomatisch verlaufen. Tests können in Deutschland beim Hausarzt, Gynäkologen, Urologen oder bei Gesundheitsämtern durchgeführt werden. Alternativ sind auch Selbsttests für zu Hause erhältlich (Medline Plus, 2024).

Sie wollen sich selbst einen Überblick verschaffen?

Regelmäßige STI-Tests sind von besonderer Bedeutung, vor allem für Menschen mit wechselnden Sexualpartnern, in neuen Partnerschaften oder nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr. Solche Tests sind der sicherste Weg, um unentdeckte Infektionen, die oft ohne Symptome auftreten, zu erkennen und mögliche Langzeitfolgen sowie eine unwissentliche Übertragung zu vermeiden. Mit Homed-IQ können Sie sich beispielsweise mit dem vollständigen STI-Test auf viele häufige sexuell übertragbare Infektionen testen lassen oder gezielt auf einzelne STIs, wie zum Beispiel mit dem HPV-Test für Frauen oder dem Chlamydientest und das bequem von zuhause aus. 

Behandlung von STI und STD

Die Behandlung einer sexuell übertragbaren Infektion oder Erkrankung variiert je nach Erreger:

  • Bakterielle STIs (z.B. Chlamydien, Gonorrhö, Syphilis): Sie werden in der Regel erfolgreich mit Antibiotika behandelt. Eine konsequente Einnahme ist entscheidend, um die Infektion vollständig zu beseitigen und Resistenzen zu verhindern. Sexuelle Partner sollten informiert und ebenfalls behandelt werden, um eine erneute Ansteckung zu vermeiden und während der Behandlung ist es ratsam, auf sexuelle Kontakte zu verzichten. 
  • Virale STIs (z.B. Herpes, HPV, HIV): Antivirale Medikamente kommen zum Einsatz, um die Viruslast zu senken und Symptome zu lindern. Bei Herpes können die Ausbrüche kontrolliert und die Übertragung reduziert werden. HIV erfordert eine lebenslange Therapie zur Unterdrückung des Virus, die das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt und die Ansteckungsgefahr minimiert. Eine vollständige Heilung ist bei den meisten viralen STIs jedoch nicht möglich.
  • Parasitäre STIs (z.B. Trichomoniasis): Antiparasitäre Medikamente werden angewendet, um den Parasiten abzutöten.

Quelle: WHO, 2024

Zusammenfassung

Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) und sexuell übertragbare Krankheiten (STDs) unterscheiden sich darin, ob eine Infektion Symptome verursacht. Eine STI liegt vor, wenn Erreger in den Körper gelangen und sich vermehren – oft ohne Symptome. Von einer STD spricht man, wenn die Infektion den Körper sichtbar beeinträchtigt. Da viele STIs symptomlos bleiben, wird dieser Begriff häufiger genutzt, um auf die Bedeutung von Prävention und regelmäßigen Gesundheitschecks aufmerksam zu machen.

Referenzen

About Sexually Transmitted Infections (STIs) | STI. (2024, March 25). CDC. Retrieved November 8, 2024, from https://www.cdc.gov/sti/about/index.html

Human papillomavirus (HPV). (n.d.). NHS. Retrieved November 8, 2024, from https://www.nhs.uk/conditions/human-papilloma-virus-hpv/

Infectious Disease: Types, Causes & Treatments. (n.d.). Cleveland Clinic. Retrieved November 8, 2024, from https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/17724-infectious-diseases

Sexually Transmitted Infections | STD | Venereal Disease. (2024, June 26). MedlinePlus. Retrieved November 8, 2024, from https://medlineplus.gov/sexuallytransmittedinfections.html

Torgovnik, J. (2024, May 21). Sexually transmitted infections (STIs). World Health Organization (WHO). Retrieved November 8, 2024, from https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/sexually-transmitted-infections-%28stis%29

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What’s an STI vs. STD? (2022, November 29). Cleveland Clinic Health Essentials. Retrieved November 8, 2024, from https://health.clevelandclinic.org/sti-vs-std

Über die Autorin

Anna Roell

Anna ist ausgebildete Krankenschwester und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und verbindet ihre medizinischen und wissenschaftlichen Interessen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für medizinische Inhalte zu schärfen und diese auf verständliche Weise zu vermitteln. Am meisten schätzt sie am Leben in Amsterdam die aufgeschlossene, aktive Einstellung der Menschen, die Märkte und die großartige Natur in der Umgebung.