Milchallergie ist ein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem, das eine signifikante Anzahl von Menschen weltweit betrifft. Es ist nicht nur eine Angelegenheit von Kindern, sondern kann auch bei Erwachsenen auftreten. Doch was genau ist eine Milchallergie, wie erkennt man sie und was kann man dagegen tun? Lesen Sie weiter, wenn Sie Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten möchten.
Was ist eine Milchallergie?
Eine Milchallergie ist eine Art von Lebensmittelallergie, die durch eine Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Proteine in der Milch verursacht wird. Die Proteine, die die allergische Reaktion auslösen, sind hauptsächlich Kasein und Molkenprotein. Die Milch von Kühen ist die häufigste Ursache für Milchallergien, aber auch die Milch von anderen Tieren wie Ziegen und Schafen kann eine allergische Reaktion auslösen.
Bei einer Milchallergie erkennt das Immunsystem die Proteine in der Milch fälschlicherweise als bedrohlich und startet eine Abwehrreaktion. Dies führt zu den typischen Symptomen einer allergischen Reaktion, die von Hautausschlägen über Atemprobleme bis hin zu lebensbedrohlichen Reaktionen reichen können. Während eine Milchallergie in jedem Alter auftreten kann, ist sie besonders häufig bei Kindern zu finden, wobei die meisten Kinder aus der Milchallergie rauswachsen. Nach Erdnüssen und Baumnüssen ist die Milchallergie die dritthäufigste Nahrungsmittelallergie, die zu anaphylaktischen Reaktionen führt (Villa et al., 2017).
Genetische Veranlagung, Alter, frühzeitige Einführung von Kuhmilch und Vorhandensein anderer allergischer Erkrankungen wie Asthma, Ekzemen oder Heuschnupfen gelten als Risikofaktoren für die Entstehung einer Milchallergie. Jedoch führen diese Faktoren nicht zwangsläufig zu einer Milchallergie, da vielfältige Einflüsse zusammenspielen und die Entstehung beeinflussen können (Cleveland Clinic, 2022).
Was ist der Unterschied zur Laktoseintoleranz?
Eine Milchallergie und eine Laktoseintoleranz können ähnliche Symptome verursachen, sind aber grundsätzlich verschiedene Bedingungen. Bei einer Milchallergie reagiert das Immunsystem auf die Proteine in der Milch und löst eine allergische Reaktion aus.
Eine Laktoseintoleranz hingegen ist keine Allergie. Sie tritt auf, wenn der Körper nicht genug von dem Enzym Laktase produziert, das benötigt wird, um Laktose, den Zucker in der Milch, abzubauen. Dies führt dazu, dass die Laktose im Darm fermentiert wird, was zu Symptomen wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen führt. Im Gegensatz zu einer Milchallergie ist eine Laktoseintoleranz nicht lebensbedrohlich (NIDDK, 2018).
Was passiert im Körper bei einer Milchallergie?
Bei einer Milchallergie erkennt das Immunsystem die Proteine in der Milch fälschlicherweise als bedrohlich. Als Reaktion darauf produziert es Antikörper, die als Immunglobulin E (IgE) bekannt sind. Wenn diese Antikörper auf die Milchproteine treffen, setzen sie eine Reihe von chemischen Botenstoffen frei, einschließlich Histamin, das die typischen Allergiesymptome auslöst. Diese Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, bis hin zu potenziell lebensbedrohlichen Symptomen, die sofortige medizinische Hilfe erfordert (Edwards & Younous, 2022).
Was sind die Symptome einer Milchallergie?
Die Symptome einer Milchallergie können von mild bis schwer reichen und variieren je nachdem, wie stark die Allergie ist. Sie können unmittelbar nach dem Verzehr von Milchprodukten auftreten oder erst nach einigen Stunden. Hier ist eine Aufzählung und Gruppierung nach dem Schweregrad:
Milde Symptome
- Hautausschläge oder Nesselsucht
- Juckende oder rote Augen
- Laufende oder verstopfte Nase
- Magen-Darm-Probleme, wie Übelkeit oder Bauchschmerzen
Moderate Symptome
- Atembeschwerden, wie Husten oder Keuchen
- Erbrechen oder Durchfall
- Schwellung der Lippen, Zunge oder des Gesichts
Schwere Symptome
- Anaphylaktischer Schock, eine lebensbedrohliche Reaktion, die sofortige medizinische Hilfe erfordert. Symptome können Schwierigkeiten beim Atmen, plötzlichen Blutdruckabfall, schnellen Herzschlag und Bewusstlosigkeit umfassen.
Wenn Sie den Verdacht haben, eine Milchallergie zu haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Es ist wichtig, dass Sie, wenn Sie einen schweren allergischen Schock vermuten, sofort den medizinischen Notdienst rufen (Cleveland Clinic, 2022).
Welche Kreuzallergien treten bei einer Milchallergie auf?
Eine Kreuzallergie tritt auf, wenn eine Person, die allergisch auf eine bestimmte Substanz ist, auch auf eine andere Substanz reagiert, die eine ähnliche chemische Struktur aufweist. Bei einer Milchallergie besteht die Möglichkeit einer Kreuzallergie mit Milch von anderen Tieren wie Ziegen und Schafen. Dies liegt daran, dass die Proteine in der Milch dieser Tiere ähnlich genug sind, dass das Immunsystem sie nicht unterscheiden kann. Einige Menschen mit einer Milchallergie können auch allergisch auf Soja sein, obwohl die Gründe dafür nicht vollständig verstanden sind. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie eine Kreuzallergie haben, sollten Sie dies mit Ihrem Arzt besprechen (Villa et al., 2017).
Wie wird eine Milchallergie diagnostiziert?
Eine genaue Diagnose ist der Schlüssel zur effektiven Behandlung von Milchallergien. Die Diagnose einer Milchallergie erfolgt in mehreren Schritten:
- Anamnese: Der Arzt oder die Ärztin wird eine gründliche Anamnese durchführen, bei der Fragen zu den aufgetretenen Symptomen und ihrem zeitlichen Verlauf, zu anderen Allergien und zur familiären Vorbelastung gestellt werden.
- Hauttest: Bei diesem Test wird eine kleine Menge einer Lösung, die das potenzielle Allergen (Milchprotein) enthält, in die Haut eingebracht und die Reaktion beobachtet. Eine Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle weist auf eine Allergie hin.
- Bluttest: Ein Bluttest kann ebenfalls auf Antikörper gegen Milchproteine untersuchen. Bei einer Milchallergie sind spezifische Antikörper, sogenannte IgE-Antikörper, im Blut nachweisbar.
Quelle: Mayo Clinic, 2022
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Wie behandelt man eine Milchallergie?
Allgemeine Maßnahmen
- Vermeidung von Milch und milchhaltigen Produkten: Dies ist die Hauptmethode zur Behandlung einer Milchallergie. Kuhmilch, Käse, Joghurt und Butter oder ähnliche Lebensmittel sollten gemieden werden.
- Vermeidung von versteckter Milch in Lebensmitteln: Milch und Milchprodukte können auch in Lebensmitteln versteckt sein, wo man sie nicht vermutet, wie z.B. in Wurstwaren, Margarine, Schokolade, Fertiggerichten, Backwaren und sogar in manchen Medikamenten. Es ist wichtig, immer die Etiketten von verpackten Lebensmitteln zu lesen und sich über mögliche Milchbestandteile zu informieren.
- Ersatzstoffe für Milch: Es gibt viele Alternativen zu Kuhmilch, wie Soja-, Hafer-, Mandel- und Reismilch, die mit den in Milch enthaltenen Nährstoffen angereichert sein können.
- Mahlzeitenplanung: Planen Sie Ihre Mahlzeiten und Snacks im Voraus, um sicherzustellen, dass Sie immer milchfreie Optionen zur Verfügung haben.
- Ernährungsberatung: Ein Ernährungsberater kann dabei helfen, eine ausgewogene Ernährung zu planen, die keine Milchprodukte enthält, aber trotzdem alle notwendigen Nährstoffe liefert. Milch ist eine wichtige Quelle für verschiedene Nährstoffe in unserer Ernährung. Sie enthält hochwertiges Protein und ist reich an Calcium, Vitamin D und B-Vitaminen – wie zum Beispiel B12 oder B6. Diese Nährstoffe sind wichtig für die Knochengesundheit, die Funktion des Nervensystems und die allgemeine körperliche Gesundheit (Britannica, 2023).
- Notfallset: Bei einer ernsthaften allergischen Reaktion ist schnelles Handeln entscheidend. Ihr Arzt kann Ihnen ein Notfallset verschreiben.
Quellen: Johns Hopkins, 2023;
Medikamente und Notfallset
Trotz aller Bemühungen, Milch und Milchprodukte zu vermeiden, kann es vorkommen, dass Sie unbeabsichtigte allergene Lebensmittel zu sich nehmen. Im Falle einer allergischen Reaktion ist eine schnelle und effektive Notfallversorgung von entscheidender Bedeutung. Hier sind einige Punkte, die Sie beachten sollten:
- Notfallset: Ihr Arzt wird Ihnen wahrscheinlich ein Notfallset verschreiben, das Sie immer bei sich haben sollten. Dieses Set enthält typischerweise Epinephrin (auch bekannt als Adrenalin) in Form eines Autoinjektors (z.B. EpiPen). Epinephrin wirkt, indem es die Symptome einer Anaphylaxie schnell lindert, indem es die Blutgefäße verengt und die Atemwege öffnet.
- Antihistaminika: Diese Medikamente können zur Linderung milder Allergiesymptome wie Juckreiz, Nesselsucht und Schwellungen eingesetzt werden. Sie sollten jedoch nicht als Ersatz für Epinephrin bei einer schweren allergischen Reaktion verwendet werden.
- Corticosteroide: In einigen Fällen können Corticosteroide verschrieben werden, um Entzündungen nach einer allergischen Reaktion zu reduzieren.
- Bronchodilatatoren: Personen, die an Asthma leiden und eine Milchallergie haben, könnten auch einen Bronchodilatator verschrieben bekommen, um die Atemwege zu öffnen und die Atmung zu erleichtern.
- Orale Immuntherapie (OIT): Bei dieser Methode wird dem Körper über einen bestimmten Zeitraum hinweg allmählich immer mehr des Allergens zugeführt, in diesem Fall Kuhmilchprotein, in der Hoffnung, das Immunsystem des Körpers zu “desensibilisieren” oder zu trainieren, weniger heftig auf das Allergen zu reagieren. Die Therapie muss streng medizinisch überwacht werden (Villa et al., 2017).
Quelle: Mayo Clinic, 2022
Wichtig zu beachten ist, dass diese Medikamente die Symptome einer allergischen Reaktion lindern, aber die Allergie selbst nicht heilen können. Bei einer schweren allergischen Reaktion ist es lebenswichtig, sofort den Notdienst zu rufen und Epinephrin zu verabreichen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Sie und die Menschen in Ihrem Umfeld wissen, wie man im Notfall handelt und das Notfallset verwendet.
Zusammenfassung
Eine Milchallergie ist eine Reaktion des Immunsystems auf die Proteine in der Milch. Sie kann eine Reihe von Symptomen verursachen, die lebensbedrohlich sein können und wird durch Hauttests, Bluttests und eine Nahrungsmittelprovokation diagnostiziert. Die effektivste Behandlung ist die Vermeidung von Milch und milchhaltigen Produkten, wobei es wichtig ist, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten und Alternativen zu finden.
Referenzen
Cow Milk Allergy – StatPearls. (2022, June 27). NCBI. Retrieved August 1, 2023, from https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK542243/
Definition & Facts for Lactose Intolerance – NIDDK. (n.d.). National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases. Retrieved August 1, 2023, from https://www.niddk.nih.gov/health-information/digestive-diseases/lactose-intolerance/definition-facts
Milk Allergy: Causes, Symptoms, Diagnosis & Treatment. (2022, November 16). Cleveland Clinic. Retrieved August 1, 2023, from https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/11315-milk-allergy#symptoms-and-causes
Milk Allergy Diet. (n.d.). Johns Hopkins Medicine. Retrieved August 1, 2023, from https://www.hopkinsmedicine.org/health/wellness-and-prevention/milk-allergy-diet
Milk | Definition, Types, Processing, & Nutritional Value. (2023, July 17). Britannica. Retrieved August 1, 2023, from https://www.britannica.com/topic/milk
Villa, C., & et al. (2017). Bovine Milk Allergens: A Comprehensive Review. Comprehensive Reviews in Food Science and Food Safety, 17(1), 137-164. https://ift.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1541-4337.12318