Pilzinfektion oder STI
Geschlechtskrankheit

Pilzinfektion oder STI? Anzeichen und Symptome richtig unterscheiden

geschrieben von

Anna Roell
10 Dezember, 2024

Medizinisch geprüfter Artikel Alle HOMED-IQ-Inhalte werden von medizinischen Fachpersonal überprüft

Pilzinfektionen und sexuell übertragbare Infektionen (STI) gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden im Intimbereich. In Deutschland sind mit über 8,4 Millionen Menschen mehr als 10 % der Bevölkerung von Pilzinfektionen betroffen (Ärzteblatt, 2019). Beide können ähnliche Symptome wie Juckreiz, Rötungen oder Ausfluss hervorrufen, erfordern jedoch unterschiedliche Behandlungen. Dieser Blog thematisiert die wichtigsten Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Pilzinfektionen und STI, weist auf typische Symptome hin, erläutert Diagnosemöglichkeiten und gibt einen Überblick über Behandlungsoptionen. 


Inhaltsübersicht


Was ist eine Pilzinfektion?

Eine durch Pilze hervorgerufene Infektion, auch Mykose genannt, kann die Haut, Nägel, Schleimhäute oder innere Organe befallen. Besonders häufig tritt sie im Intimbereich auf, da Pilze dort bei warmen und feuchten Bedingungen sich vermehren können. Häufigste Ursache ist die übermäßige Vermehrung des Hefepilzes Candida albicans, der natürlicherweise im Körper vorkommt. Ein Ungleichgewicht im natürlichen Schutzsystem des Körpers, z. B. durch Antibiotika-Einnahme, hormonelle Schwankungen (Schwangerschaft, Menopause) oder Diabetes mellitus, begünstigt diese Vermehrung. Weitere Ursachen sind unzureichende oder übertriebene Intimhygiene, feuchte Kleidung oder enge Kleidung, die das Pilzwachstum begünstigen (CDC, 2024).

Sind Infektionen durch Pilze ansteckend?

Pilzinfektionen wie Candida-Infektionen sind in der Regel nicht hoch ansteckend, können jedoch unter bestimmten Umständen übertragen werden. Die Übertragung hängt von der Pilzart, dem Zustand der Haut oder Schleimhaut sowie der Immunabwehr des Empfängers ab. Enger Kontakt, gereizte Hautstellen und feucht-warme Bedingungen begünstigen die Ansteckung.

Was sind sexuell übertragbare Infektionen (STIs)?

Sexuell übertragbare Infektionen (STI) sind Infektionen, die vor allem durch ungeschützten Sexualkontakt übertragen werden. Häufige Erreger sind Bakterien wie bei Chlamydien, Gonorrhoe/Tripper und Syphilis sowie Viren wie bei HIV, Herpes-simplex-Virus (HSV) und humanem Papillomavirus (HPV). Auch Parasiten, wie bei der Trichomoniasis, können Überträger sein. STIs werden übertragen durch

  • Vaginal-, Oral– und Analverkehr
  • Direkter Haut-zu-Haut-Kontakt
  • Kontakt mit infizierten Schleimhäuten oder Körperflüssigkeiten wie Sperma, Vaginalsekret und Blut
  • Nutzung von infiziertem Sexspielzeug ohne gründliche Reinigung
  • In seltenen Fällen durch gemeinsam genutzte Nadeln, Bluttransfusionen oder von der Mutter auf das Kind während der Geburt

Quelle: Cleveland Clinic, 2023

Symptome: Pilzinfektion vs. STI

Pilzinfektionen und STI können ähnliche Symptome wie Rötung, Schwellung, Schmerzen oder Brennen im Intimbereich hervorrufen, haben aber auch spezifische Symptome, die sie unterscheidbar machen. Die folgende Tabelle zeigt, welche Symptome typisch für die jeweilige Erkrankung sind:

SymptomePilzinfektionSTI
Rötung und SchwellungBetroffene Haut oder SchleimhäuteMöglich, oft begleitet von anderen Symptomen
AusflussWeißlich, bröckelig (bei vaginalen Infektionen), meist geruchlosUngewöhnlicher Ausfluss: gelblich, grünlich, übelriechend

Schmerzen/Brennen
Brennen durch Reibung oder Hautreizungen Schmerzen oder Brennen, häufig beim Wasserlassen oder Geschlechtsverkehr
HautveränderungenManchmal rissige oder schuppige Haut Bläschen (Herpes), Warzen (HPV), Geschwüre (Syphilis)
Symptome, die den gesamten Körper betreffenKeineAllgemeinsymptome wie Fieber, geschwollene Lymphknoten
Quellen: MayoClinic, 2024; CDC, 2024; MedlinePlus, 2024

Weitere spezifische Infos finden Sie in unserem Blog “ Ist männlicher Ausfluss normal?”.

Wie erkenne ich, ob ich eine Pilzinfektion oder STI habe?

Ob es sich um eine Pilzinfektion oder eine STI handelt, lässt sich folglich anhand der Symptome unterscheiden: Pilzinfektionen verursachen meist intensiven Juckreiz, geruchlosen, weißlich-bröckeligen Ausfluss und Rötungen. STI zeigen eher übelriechenden, farbigen Ausfluss, Hautveränderungen wie Bläschen oder Geschwüre und teils Fieber oder geschwollene Lymphknoten. Allerdings können STIs auch häufig symptomlos verlaufen, weshalb regelmäßige STI-Tests, insbesondere bei wechselnden Sexualpartnern oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wichtig sind.

Welche STIs können eher mit Pilzinfektionen verwechselt werden?

Besonders Trichomoniasis, Herpes genitalis, Chlamydien und Gonorrhö können mit einer Pilzinfektion verwechselt werden, da sie häufig mit Juckreiz einhergehen. 

Wann ist ein Arztbesuch notwendig?

Ein Arztbesuch ist ratsam, um die Ursache der Beschwerden abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Insbesondere in folgenden Situationen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden:

  1. Symptome länger als wenige Tage anhalten oder sich verschlimmern (z. B. Juckreiz, Schmerzen, ungewöhnlicher Ausfluss).
  2. Hautveränderungen wie Bläschen, Warzen oder Geschwüre auftreten.
  3. Unsicherheit besteht, ob es sich um eine Pilzinfektion oder eine STI handelt.
  4. Symptome nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr auftreten oder ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht.

Quellen: MayoClinic, 2024; MedlinePlus, 2024

Wie werden Pilzinfektionen und STIs diagnostiziert?

  1. Pilzinfektionen werden in der Regel durch klinische Untersuchung der Symptome diagnostiziert. Zur Bestätigung können Haut- oder Schleimhautabstriche mikroskopisch untersucht oder Pilzkulturen angelegt werden.
  2. STIs werden durch Anamnese, körperliche Untersuchung und labordiagnostische Verfahren diagnostiziert. Dazu gehören Abstriche von den betroffenen Stellen sowie Blut- und Urinuntersuchungen. In Deutschland können die Tests bei Hausärzten, Gynäkologen, Urologen sowie in Gesundheitsämtern durchgeführt werden. Darüber hinaus gibt es Heimtests, die diskret zu Hause durchgeführt werden können.

Quelle: CDC, 2024

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WICHTIG: Bei der Diagnose einer STI ist es entscheidend, Sexualpartner:innen zu informieren, da diese sich möglicherweise ebenfalls infiziert haben. Nur durch Tests und gegebenenfalls Behandlung können sie geschützt und eine Weiterverbreitung der Infektion verhindert werden. Offene Kommunikation ist hierbei wichtig, um die Gesundheit aller Beteiligten zu wahren.

Wie werden STIs behandelt?

Die Behandlung von STI richtet sich nach dem Erreger und der Schwere der Infektion. Bakterielle Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhö oder Syphilis werden effektiv mit Antibiotika behandelt. Parasitäre Infektionen wie Trichomoniasis sprechen gut auf antiparasitäre Medikamente an. Virale Infektionen wie Herpes oder HIV können nicht vollständig geheilt werden, da die Viren dauerhaft im Körper verbleiben. Medikamente wie Aciclovir (bei Herpes) oder antiretrovirale Therapien (bei HIV) lindern jedoch Symptome, unterdrücken die Virusvermehrung und reduzieren die Übertragungswahrscheinlichkeit (WHO, 2024).

Wichtig ist, die Behandlung vollständig und wie vom Arzt verordnet durchzuführen, auch wenn keine Symptome mehr bestehen, um Rückfälle und Resistenzbildungen zu vermeiden.

Wie werden Pilzinfektionen behandelt?

Pilzinfektionen werden meist mit Antimykotika behandelt, die das Pilzwachstum hemmen oder abtöten. Diese können als Cremes, Vaginalzäpfchen, Tabletten oder Salben angewendet werden, je nach betroffener Körperregion (CDC, 2024).

Was hilft schnell gegen Pilzinfektionen?

Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung können folgende Maßnahmen die Heilung einer Pilzinfektion unterstützen:

  • Luftige Kleidung: Tragen von Baumwollunterwäsche und Vermeiden enger, synthetischer Kleidung.
  • Hygiene: Verwendung milder, pH-neutraler Produkte und trocken halten des Intimbereichs.
  • Ernährung: Zuckerarme Ernährung, da Zucker das Pilzwachstum fördern kann.
  • Naturheilmittel: Sitzbäder mit Kamille oder Teebaumöl, jedoch nur nach Rücksprache mit einem Arzt.

Wie kann man Pilzinfektionen vorbeugen?

Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung tragen viele Maßnahmen, die die Heilung einer Pilzinfektion fördern, auch zur Vorbeugung bei, wie das Tragen atmungsaktiver Kleidung oder die Verwendung milder Hygieneprodukte. Darüber hinaus sind ein starkes Immunsystem durch ausreichend Schlaf, Stressreduktion und eine ausgewogene Ernährung entscheidend, um Pilzinfektionen langfristig vorzubeugen (CDC, 2024).

Übersicht: die wichtigsten Präventionsmaßnahmen bei STIs

Die wichtigsten Präventionsmaßnahmen bei STIs helfen, das Risiko einer Ansteckung zu minimieren und die eigene sowie die Gesundheit anderer zu schützen. Die folgende Abbildung fasst die zentralen Maßnahmen zur Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen zusammen:

Pilzinfektion oder STI? Anzeichen und Symptome richtig unterscheiden - Homed-IQ

Quellen: eigene Darstellung nach NHS, 2024

Zusammenfassung

Pilzinfektionen sind durch Pilze wie Candida albicans verursachte Erkrankungen, die häufig Juckreiz, Rötungen und geruchlosen Ausfluss hervorrufen. Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) werden durch Bakterien, Viren oder Parasiten über engen Kontakt oder Sexualverkehr übertragen und können Symptome wie ungewöhnlichen Ausfluss, Hautveränderungen oder Fieber verursachen. Beide können ähnliche Beschwerden im Intimbereich verursachen, was eine Verwechslung begünstigt. Tests sind entscheidend, um die richtige Diagnose zu stellen, eine passende Behandlung einzuleiten und durch Prävention weitere Infektionen zu vermeiden.

Referenzen

How to prevent STIs. (n.d.). NHS inform. Retrieved December 10, 2024, from https://www.nhsinform.scot/campaigns/how-to-prevent-stis/

Sexually Transmitted Infections (STIs): Sexually Transmitted Diseases (STDs). (n.d.). Cleveland Clinic. Retrieved December 10, 2024, from https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/9138-sexually-transmitted-diseases–infections-stds–stis

Symptoms of Candidiasis | Candidiasis. (2024, April 24). CDC. Retrieved December 10, 2024, from https://www.cdc.gov/candidiasis/signs-symptoms/index.html

Über die Autorin

Anna Roell

Anna ist ausgebildete Krankenschwester und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und verbindet ihre medizinischen und wissenschaftlichen Interessen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für medizinische Inhalte zu schärfen und diese auf verständliche Weise zu vermitteln. Am meisten schätzt sie am Leben in Amsterdam die aufgeschlossene, aktive Einstellung der Menschen, die Märkte und die großartige Natur in der Umgebung.