Allergie
Allergien

Allergien im Überblick: Von Symptomen bis zur Behandlung

geschrieben von

Anna Roell
14 November, 2024

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Allergien sind Überreaktionen des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen, Nahrungsmittel oder Tierhaare. Sie betreffen Millionen Menschen weltweit, und ihre Häufigkeit nimmt stetig zu. So sind etwa bis zu 30 % der Weltbevölkerung von einer oder mehreren allergischen Beschwerden betroffen (Aaaai, 2024). Die Symptome reichen von Juckreiz und Atembeschwerden bis hin zu Hautreaktionen, die den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. In diesem Blog erfahren Sie alles über die Ursachen, Diagnostik, Behandlungsmöglichkeiten und Prävention von Allergien.


Inhaltsübersicht


Was ist eine Allergie?

Eine Allergie ist eine Fehlreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe, sogenannte Allergene, die fälschlicherweise als Bedrohung wahrgenommen werden. Allergien entwickeln sich in zwei Phasen:

  • Beim Erstkontakt mit dem Allergen wird das Immunsystem sensibilisiert und der Körper bildet spezifische Antikörper (IgE).
  • Beim erneuten Kontakt erkennt das Immunsystem das Allergen und löst Abwehrreaktionen aus. Dabei werden Histamin und andere Botenstoffe freigesetzt, die die typischen Allergiesymptome verursachen.

Ein weiteres Merkmal von Allergien ist, dass sie im Gegensatz zu Infektionskrankheiten in der Regel ohne Fieber auftreten. Bei einer Allergie handelt es sich nicht um eine Infektionskrankheit (NHS, 2023). 

Wer kann von einer Allergie betroffen sein?

Eine Allergie kann Menschen jeden Alters betreffen, von Kleinkindern bis zu Senioren. Nahrungsmittelallergien sind im Kindesalter häufiger, da das noch nicht ausgereifte Immunsystem stärker auf neue Substanzen reagiert. Mit der Zeit verschwinden viele dieser Allergien, etwa gegen Milch oder Eier, weil das Immunsystem lernt, harmlose Stoffe zu tolerieren. Andere Allergien, wie Heuschnupfen, bleiben meist ein Leben lang bestehen. Allergien können plötzlich in jedem Alter auftreten, selbst ohne vorherige Anzeichen.

Was sind die Ursachen von Allergien?

Allergien werden durch Allergene ausgelöst, das sind eigentlich harmlose Substanzen, die das Immunsystem irrtümlich als gefährlich eingestuft. Entsprechend der auslösenden Allergenen werden sie in verschiedene Kategorien eingeteilt, darunter Inhalationsallergien (z. B. Pollen, Hausstaub), Nahrungsmittelallergien, Kontaktallergien (z. B. Metalle) und Insektengiftallergien. Häufige Allergene sind:

  1. Pollen: Gräser, Bäume, Kräuter
  2. Hausstaubmilben: Ausscheidungen der Milben
  3. Tierhaare: Hautpartikel oder Speichel
  4. Nahrungsmittel: z. B. Nüsse, Milch, Eier, Soja
  5. Insektengifte: Bienen- oder Wespenstiche
  6. Schimmelpilze: Sporen in der Luft
  7. Kontaktstoffe: Metalle (z. B. Nickel), Latex

Auch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung oder Tabakrauch können allergische Reaktionen verstärken (Cleveland Clinic, 2022).

Warum reagieren manche Menschen empfindlicher?

Warum manche Menschen empfindlicher auf Allergene reagieren, liegt an einer Kombination aus genetischen/vererblichen und Umweltfaktoren. Kinder von Allergikern haben ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst eine Allergie zu entwickeln. Zudem fördern Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung oder der Kontakt mit Schadstoffen die Sensibilisierung des Immunsystems. Auch eine geschwächte Immunabwehr, Rauchen oder häufige Infektionen im Kindesalter gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung von Allergien (Mayo Clinic, 2024). 

Was sind die Symptome?

Die Symptome einer Allergie variieren je nach Art der Allergie und betroffener Körperregion. Bei Inhalationsallergien sind oft Atemwege und Augen betroffen, bei Kontaktallergien die Haut, bei Nahrungsmittelallergien der Magen-Darm-Trakt und bei Insektengiftallergien können Haut und Kreislauf gleichzeitig reagieren. Häufige Symptome an der Sie eine Allergie erkennen sind: 

  1. Atemwege: Niesen, verstopfte oder laufende Nase, Husten, Atemnot 
  2. Haut: Rötungen, Juckreiz, Nesselsucht, Ekzeme (Hautausschläge) 
  3. Augen: Jucken, Rötung, Tränenfluss 
  4. Magen-Darm-Trakt: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  5. Schwere Reaktionen: Anaphylaxie mit Blutdruckabfall, Atemstillstand, Bewusstlosigkeit

Was passiert bei einem allergischen Schock (Anaphylaxie)?

Ein allergischer Schock, auch Anaphylaxie genannt, ist eine extreme Überreaktion des Immunsystems auf ein Allergen. Innerhalb von Minuten werden große Mengen Histamin freigesetzt, was zu Blutdruckabfall, Atemnot, Schwellungen (z. B. im Rachen) und Kreislaufversagen führen kann. Ohne Behandlung ist der Zustand lebensbedrohlich (NHS, 2023).

Wie lange dauert eine allergische Reaktion?

Die Dauer einer allergischen Reaktion variiert je nach Auslöser und Schwere. Akute Symptome wie Juckreiz, Niesen oder Hautausschläge können Minuten bis Stunden anhalten. Schwellungen oder Entzündungen beziehen sich meist auf Hautreaktionen, wie Quaddeln oder Rötungen, die nach Kontakt mit dem Allergen auftreten. Diese klingen in der Regel nach ein bis zwei Tagen ab, können aber bei starkem Kontakt oder ohne Behandlung länger anhalten.

Wie werden Allergien diagnostiziert?

Allergien werden durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und spezifischen Tests diagnostiziert:

  1. Anamnese: Erfassung der Symptome, Auslöser und familiären Allergiegeschichte.
  2. Hauttests: Ein Pricktest ist ein Hauttest, bei dem Allergenlösungen auf die Haut aufgetragen und die Haut leicht eingeritzt wird. Nach 15–20 Minuten zeigen Rötungen oder Quaddeln an, ob eine Sensibilisierung vorliegt.
  3. Bluttests: Hierbei wird das Blut auf spezifische IgE-Antikörper untersucht, die gegen bestimmte Allergene gebildet werden. Eine hohe IgE-Antikörperzahl zeigt, dass der Körper auf ein Allergen sensibilisiert ist. Je höher der Wert, desto stärker könnte die allergische Reaktion ausfallen.
  4. Provokationstests: Bei diesem Test, wird das Allergen direkt an der betroffenen Stelle (z. B. Nase, Augen) oder oral verabreicht, um die Reaktion unter ärztlicher Kontrolle zu beobachten.

In Deutschland werden Prick- und Provokationstests von spezialisierten Allgemeinärzten, Dermatologen, Lungenspezialisten oder Allergiezentren angeboten. Bluttests können von spezialisierten Ärzten, direkt von einem normalen Hausarzt oder durch Heimtests durchgeführt werden (Mayo Clinic, 2024).

Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden? 

Einen Arzt sollte man aufsuchen, wenn Allergiesymptome wie häufiges Niesen, Juckreiz, Hautausschläge oder Atemprobleme auftreten, besonders wenn sie die Lebensqualität beeinträchtigen. Bei schweren Reaktionen wie Atemnot, starken Schwellungen oder Anzeichen eines allergischen Schocks ist sofortige medizinische Hilfe notwendig.

Wie werden Allergien behandelt?

Die Behandlung verfolgt unterschiedliche Ziele, abhängig von der Dringlichkeit und den Beschwerden. Sie umfasst akute Symptomlinderung, langfristige Verbesserung der Lebensqualität und Notfallmaßnahmen:

  1. Kurzfristige Maßnahmen: Ziel ist die schnelle Linderung akuter Symptome wie Juckreiz, Niesen, Hautausschläge oder Schleimhautreizungen. Antihistaminika blockieren Histamin, während Nasensprays und Augentropfen lokal wirken und Beschwerden rasch abmildern. Gleichzeitig ist die Vermeidung von Allergenen essenziell, um das Risiko von Beschwerden zu minimieren.
  2. Langfristige Strategien: Hier steht die nachhaltige Kontrolle im Vordergrund. Eine Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) erfordert regelmäßige Allergen-Gaben in steigender Dosierung, die sorgfältig überwacht werden. So wird das Immunsystem trainiert weniger empfindlich auf Allergene zu reagieren, wodurch die Allergiesymptome langfristig abnehmen.
  3. Notfallversorgung: Im Notfall ist eine sofortige medizinische Versorgung unerlässlich.Viele Allergiker tragen ein Notfallset mit Adrenalin-Pen, Antihistaminika und Kortison bei sich, um im Ernstfall schnell reagieren zu können.

Quelle: Mayo Clinic, 2024

Wie kann man Allergie vorbeugen?

Allergien lassen sich nicht immer vollständig vermeiden, aber gezielte Maßnahmen können das Risiko deutlich senken. Eine wichtige Rolle spielen die Reduktion der Allergenbelastung, eine ausgewogene Hygiene, gesunde Lebensgewohnheiten und eine frühzeitige Prävention, insbesondere bei Kindern.

  • Allergenbelastung reduzieren: Durch häufiges Lüften, den Einsatz von Luftfiltern und regelmäßiges Putzen kann das Allergierisiko gesenkt werden.
  • Mindestens 6 Monate Stillen: Muttermilch stärkt die Immunabwehr und verringert die Wahrscheinlichkeit, Allergien zu entwickeln.
  • Ausgewogene Ernährung fördern: Eine abwechslungsreiche Ernährung fördert das Darmmikrobiom und stärkt so das Immunsystem.
  • Frühe Einführung von potenziellen Allergenen vermeiden: Nahrungsmittel wie Erdnüsse oder Eier langsam und altersgerecht einführen, um Überreaktionen zu verhindern.
  • Rauchen und Luftschadstoffe vermeiden: Tabakrauch und Umweltgifte schwächen das Immunsystem und erhöhen die Allergieneigung.
  • Immunsystem stärken: Regelmäßige Bewegung, frische Luft und Stressabbau verbessern die körpereigenen Abwehrkräfte.
  • Frühzeitige Therapie: Erste Symptome sofort behandeln, um chronische Verlaufsformen und Sensibilisierungen zu vermeiden.

Quelle: Aafa, 2025

Zusammenfassung

Allergien sind Fehlreaktionen des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe wie Pollen, Nahrungsmittel oder Tierhaare. Sie können eine Vielzahl von Symptomen verursachen, von Juckreiz und Hautausschlägen bis hin zu Atemproblemen oder schweren Reaktionen wie Anaphylaxie. Ursachen sind genetische Veranlagung, Umweltfaktoren und eine Sensibilisierung des Immunsystems. Zur Diagnostik werden Anamnese, Haut- und Bluttests sowie Provokationstests eingesetzt. Die Behandlung umfasst akute Maßnahmen wie Antihistaminika, langfristige Strategien wie Hyposensibilisierung und Notfallversorgung mit Adrenalin.

Referenzen

Allergies – Diagnosis and treatment. (2024, August 24). Mayo Clinic. Retrieved November 12, 2024, from https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/allergies/diagnosis-treatment/drc-20351503

Allergies – Symptoms and causes. (2024, August 24). Mayo Clinic. Retrieved November 12, 2024, from https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/allergies/symptoms-causes/syc-20351497

Allergies: Symptoms, Reaction, Treatment & Management. (n.d.). Cleveland Clinic. Retrieved November 12, 2024, from https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/8610-allergies

Allergy Prevention | AAFA.org. (n.d.). Asthma and Allergy Foundation of America | AAFA. Retrieved November 14, 2024, from https://aafa.org/allergies/prevent-allergies/

Anaphylaxis. (n.d.). NHS. Retrieved November 12, 2024, from https://www.nhs.uk/conditions/anaphylaxis/

Pawankar, R., Canonica, G. W., Holgate, S. T., & Lockey, R. F. (n.d.). Allergy Statistics | AAAAI. American Academy of Allergy, Asthma & Immunology. Retrieved November 14, 2024, from https://www.aaaai.org/about/news/for-media/allergy-statistics

Über die Autorin

Anna Roell

Anna ist ausgebildete Krankenschwester und Gesundheitsökonomin mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und verbindet ihre medizinischen und wissenschaftlichen Interessen. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für medizinische Inhalte zu schärfen und diese auf verständliche Weise zu vermitteln. Am meisten schätzt sie am Leben in Amsterdam die aufgeschlossene, aktive Einstellung der Menschen, die Märkte und die großartige Natur in der Umgebung.